Heute war ein schlechter Tag, zumindest bis zum Training.

3:30 wurde ich von einem Summen an meinem Ohr wach. Die Mücke hat dann nicht mehr lange gelebt - dafür hatte ich auch überall die Mordspuren. Meine Mordwaffe - die Rätselzeitung - hatte genauso wie die Wand, an welcher die Mücke saß, eine riesige Blutspur. Damit man mich am nächsten Tag nicht mit Handschellen abführt, habe ich also erst einmal geputzt. Die Mücke hatte sich schon vor dem Mord an mir gerächt und mich zweimal im Gesicht und wahrscheinlich auch noch an den Beinen gestochen...

7:30 klingelte der Wecker. Von der nächtlichen Mückenjagd noch völlig übermüdet, kam ich mit dem Klingelgeräusch überhaupt nicht klar. Ich machte mich also, wahrscheinlich noch halb schlafend, auf die Suche nach dem Geräusch - leider suchte ich in der Wand links neben mir. Das führte zu einem blitzschnellen Aufstehen und der Suche nach der besten Kühlmöglichkeit. Ganz leicht tut es immer noch weh, aber es ist eine nicht wirklich sichtbare Beule an der Stirn geworden. Glück gehabt ... (aber Entwarnung gebe ich erst, wenn ich morgen nicht an selbiger Stelle blau bin)

Auf Arbeit war dann heute gar nix los. Mein Praktikumsbetreuer hatte leider die falsche Installationsdatei heruntergeladen, so dass ich nochmals Stunden warten musste (ich hatte bereits gestern nachmittag fast nur gewartet), bis 300MB heruntergeladen waren. Microsoft wollte dann noch ein Dutzend andere Anwendungen, damit es SQL Server 2008 installieren konnte. Die Installation (welche ich gestern angefangen hatte) habe ich dann heute 16:30 fertig gestellt. Ist das nicht toll? Ich glaube Microsoft ist in Wahrheit brasilianisch ;-)

Da ich ja auf Arbeit noch nicht genug gewartet hatte, habe ich natürlich gerne im Supermarkt in Riesenschlangen (zur Mittagszeit!!) zugeschaut, wie eine Kassiererin (an der geschlossenen Kasse) sorgfältig Scheine zählte und fein säuberlich faltete. Ich hatte Riesenhunger und habe ernsthaft überlegt, was ich denn Schönes aus dem Einkaufswagen noch vor der Kasse esse... Natürlich hatte ich wieder einmal so viel Glück, dass ich auch noch die langsamste Kasse überhaupt erwischt habe. Aber wenigstens war der Einpacker da... Als ich den Supermarkt verlassen habe, stand übrigens keiner mehr an den Kassen an.

Aber es gab auch Hoffnungsschimmer. Ich habe ohne Sprachprobleme das Hostel in Foz do Iguaçu in der Bank gezahlt (war eine Einzahlung auf ein Konto). Aber Rechnungen zahlen ist ja auch nicht gerade die positivste Sache der Welt. Aber immerhin hat es ja eine positive Seite - die bald folgende Reise in Brasilien. Die Reiseroute werde ich euch dann demnächst auch präsentieren.

Nach dem glücklosen Tag bin ich pessimistisch gestimmt zum Training gefahren - bestimmt würde auch das heute geplante Pizzaessen zum dritten Mal ausfallen (wir hatten es schon zweimal verschieben müssen, da der Coach dauernd nach São Paulo musste). Und siehe da, der Trainer war nicht da.
Also bin ich alleine losgeschwommen, da ja nach uns die Aquagymnastiker ;-) kommen und ich mich wenigstens annähernd eine Stunde im kühlen Nass abkühlen wollte. Und welch Freude nach 500 geschwommenen Metern kam der Coach und es gab dann auch noch ein recht gutes Training.

das Schwimmteam mit männlicher Dominanz

Das Pizzaessen war dann, wie ja auch meist das Training, ganz lustig. Ich habe mich eigentlich recht gut mit Portugiesisch verständigen können - zumindest wenn nicht alle versucht haben schnell zu sprechen, damit ich nix verstehen kann ... Das ist nämlich die Strategie, wenn sie wollen, dass ich etwas nicht höre. Böse Trainingsgruppe!
Mein Coach hat übrigens das Ziel Olympia 2012 in London - als Kampfrichter. Er scheint hier auch bei den Pan American Games als Kamprichter tätig zu sein und zwei seiner Kampfrichterfreunde waren in Peking dabei. Einziges Problem ist noch das mangelnde Englisch. Deshalb will er jetzt Sprachkurse machen. Hat ja noch ein wenig Zeit bis dahin...

der Trainer Rodrigo im gelben T-Shirt und die Trainingsgruppe, alle am Warten auf die Pizzen

Achso und die Pizza hat sehr gut geschmeckt, auch wenn wir so weit von Italien weg sind. Und bezahlt wurde für mich auch noch. Also ein doch recht angenehmer Abschluss eines sonst so mehr oder weniger schlechten Tages ...

Dienstag, 28. Oktober 2008

São Paulo

Da ich dieses Wochenende auch noch nach São Paulo eingeladen worden war, bin ich vorzeitig in São Carlos von der TUSCA abgereist.
In
São Paulo besuchte ich Jacky und ihren brasilianischen Freund - wir kannten uns bisher aber lediglich über E-Mail. Wie Einige von euch sicher wissen, habe ich ein Stipendium der Deutschen Wirtschaft (sdw). Jacky ist eine der anderen rund 1000 Stipendiaten und verbringt gerade zwei Semester an der USP (der größten und besten Universität in São Paulo).

Blick auf São Paulo von Jackys und Pedros Wohnung

Nach 3,5 Stunden Busfahrt im Luxusbus (mit Fußstütze und kaltem Wasser, was man sich nehmen konnte), holte sie mich freundlicherweise am großen Busbahnhof ab. Danach folgte auch schon meine erste Fahrt mit der Metro, welche in
São Paulo bisher aber noch nicht sehr flächendeckend ausgebaut ist. Erstaunlicherweise gab es im Gegensatz zu mir bisher bekannten Metros, in São Paulo keinen Metrowind und es war in der gesamten Metrostation auch eher warm als kalt. Jacky wohnt mit Pedro, ihrem brasilianischen Freund (der sehr gut Deutsch kann, da er zwei Jahre in Deutschland studiert hat) im 20. Stock in einer schicken 3-Zimmer-Wohnung mit Ausblick auf die Hochhauslandschaft und einem Pool, der zum Gebäude gehört. Zum Abendessen ging es in ein Shopping-Center - mein erstes in Brasilien. Dort gab es auch alle internationalen Fressbuden, wie McDonalds, Subway und Burger King. Wir setzten aber auf ein brasilianisches Kilorestaurant.

die Flaggen von São Paulo und Brasilien

Am Abend wollten wir noch etwas trinken gehen, da ich das hier in Itajubá eher so gut wie nie mache. Wir sind also mit dem Auto (öffentliche Verkehrsmittel sollte man nach Einbruch der Dunkelheit aus Sicherheitsgründen nicht mehr benutzen) in ein Gebiet gefahren, wo es von Restaurants und Bars nur so wimmelte. Das Auto übergaben wir einem Einparker. Dieser sucht irgendwo in der Nähe einen Parkplatz und wenn man wieder losfahren will, holt er das Auto auch wieder. So wird verhindert, dass man nachts alleine durch die Straßen irren muss (was dann eventuell doch gefährlich werden könnte), wenn man nicht gleich vor dem Restaurant der Wahl einen Parkplatz findet.

Edificio de Banespa

Wir entschieden uns dann also für eine Bar, wo wir aber erst einmal auf einen Tisch warten mussten. Einem Deutschen ist wohl unser deutsches Gespräch aufgefallen, so dass wir wenig später statt zu dritt zu fünft auf einen Tisch warteten (es war auch noch ein Kollege des Deutschen dazu gekommen). Mit den zwei Deutschen, welche
in São Paulo bei Siemens als SAP-Berater arbeiten, haben wir letztendlich einen sehr schönen Abend verbracht. Am Ende bezahlte der eine von den beiden sogar noch die sehr teure Rechnung (über 200 Reais), aber schließlich hatten wir ja erfahren, dass sie in Deutschland angestellt sind und damit auch deutsches Gehalt und zusätzlich Auslandszuschlag und Hotelübernachtung und alles bezahlt bekommen. So was passiert einem aber auch nur in Brasilien ... In Deutschland wären wir niemals zusammen an einem Tisch gelandet.

Estação da Luz - der Hauptbahnhof

Am Sonntag wollte ich natürlich ein bisschen Sightseeing machen (ja ich weiß São Paulo ist nicht gerade die Stadt dazu). Jacky führte mich deshalb zunächst ins historischen Zentrum, wo ich meinen ersten Bahnhof in Brasilien überhaupt sah (man hatte irgendwann Mitte des 20. Jhd. fast alle Zugstrecken abgebaut. Dazu aber mehr, wenn es wieder heißt: Neues aus der brasilianischen Welt der Dinge). Außerdem kamen wir am Bankenviertel und der Börse vorbei und schauten uns das Theater von draußen an. Da leider am Sonntag alles geschlossen war, war es insgesamt nur ein langer aber schöner Spaziergang. Wenigstens bei der Kirche hatten wir Glück und durften noch ganz kurz reinschauen, bevor auch sie zumachte...

Catedral de Sé - die bedeutendste und
größte Kirche São Paulos


Dafür war im japanischen Viertel Liberdade - eine halbe Million der Einwohner São Paulos sind Japaner - sehr viel los, da dort am Sonntag Markt ist.

Danach fuhren wir zum
Parque do Ibirapuera. Zumindest nahmen wir die Metro bis in die Nähe des Parks und wollten dann eigentlich mit dem Bus fahren. Nach dem wir 3 unterschiedliche Meinungen gehört hatten, auf welcher Straßenseite der Bus fährt (alle waren sehr von ihrer Meinung überzeugt) und jemand meinte zu Fuß ist man auch in 10 Minuten da, sind wir zu Fuß gelaufen. Aus den 10 Minuten wurden mindestens 30 Minuten, aber das darf man den Brasilianern nicht übel nehmen - ein sehr gutes Zeitgefühl haben sie nun mal nicht. Der Park war riesig und hatte auch mehrere Seen. Ein sehr schöner Platz, sich bei den ungefähr 30°C vom Sightseeing zu erholen und Kokosnuss-Wasser zu trinken. Im Park gab es wahnsinnig viele Sportler, aber auch viele, die in ihrer Hängematte relaxten.

ich im Parque do Ibirapuera

Leider musste ich am Sonntagabend schon wieder zurück nach Itajubá, da ich bereits am Donnerstag und Freitag auf Arbeit frei genommen hatte. Aber in zwei Wochen werde ich Jacky ja noch einmal in
São Paulo besuchen und dann Christian endlich vom Flughafen abholen. Und dann geht es so richtig ans Reisen.

São Paulo vom Parque do Ibirapuera aus gesehen

Den Bus nach Itajubá, der ausnahmsweise auch total pünktlich war, habe ich übrigens schnapp-ab gerade noch so bekommen. 10 Minuten vor Abfahrt kam ich am völlig überfüllten Ticketverkauf an. Nach 5 Minuten warten, fragte ich die erste in der Schlage, ob ich vor ihr dran kommen könnte, da mein Bus in 5 Minuten fährt. Und siehe da, es hat geklappt und ich bin rennend noch rechtzeitig am richtigen Busterminal angekommen...

Am Donnerstag bin ich mit der Universidade Federal de Itajubá nach São Carlos gefahren. Dort fand vom Donnerstag bis zum Sonntag ein Uni-Sport-Wettbewerb mit dem Namen TUSCA (Taça Universitária de São Carlos) statt. Eigentlich war das Ganze eher eine als Sportwettkampf getarnte Partyveranstaltung.
Da ich an der Universität hier eine Studentennummer habe und man Hoffnung in mich setzte, dass ich im Schwimmen dort abräumen könnte, hatte man mich gefragt mitzukommen. Ich fuhr also mit ungefähr 300 anderen Studenten - der größte Teil hatte keine sportlichen Aktivitäten vor - in 6 Reisebussen in 6 Stunden bis nach
São Carlos.

der Abendhimmel von São Carlos

Mein Schwimmwettkampf sollte erst am Samstagmorgen sein, so dass ich genügend Zeit hatte, einfach mal nix weiter zu tun. Am Donnerstag ging der Partymarathon (die meisten waren nach 6 Stunden Busfahrt eh schon reichlich angeheitert) mit dem sogenannten Curso los. Das ist eine Art Umzug, welcher am Ende auf einem Partygelände endet. Hauptbestandteil des Umzugs ist das Trio Eléctrico - ein Laster ausgerüstet mit Lautsprechern und einer Band oben drauf. Trotzdem es erst 18 Uhr war, fingen alle Brasilianer sogleich an zu tanzen, zu springen, zu küssen und natürlich weiter zu trinken. Nach 3 Stunden hinter, vor und neben dem Trio Eléctrico laufend erreichten wir endlich das Partygelände. Ich war alleine schon vom gehen ganz schön geschafft (schließlich hatten wir um die 30Grad), ich will nicht wissen, wie es den Brasilianern ging, die die ganze Zeit durchgehüpft und getanzt hatten.
(einen guten Überblick über den Curso und das Konzert bekommt ihr unter: http://www.youtube.com/watch?v=V-EwtgW5In4, meine eigenen Videos geben leider den Ton nicht ordentlich wieder)


Trio Eléctrico
(Video hat leider keine so gute Tonqualität)


Auf dem Partygelände spielte dann noch eine Band. Musikalisch gesehen war der Abend eigentlich auch schön - schließlich gab es so fast alles aus der brasilianischen Welt der Musik zu hören (besonders stark vertreten waren Samba und Gesänge aus Bahia). Aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich damit beschäftigt war, Kerle los zu werden. Wie ich bereits in einem früheren Blogeintrag geschrieben habe, scheint es hier üblich zu sein, alle möglichen Leute auf Partys zu küssen. Und diese Party schien auch so eine zu sein. Ana, meine Mitbewohnerin hatte nach 15 Minuten bereits 3 Typen geküsst. Fernanda hatte das Ziel die 100 auf ihrer Kussliste vollzubekommen - es fehlten nur noch 9. Bis zum Kuss Nummer 7 habe ich für sie mitgezählt (aufgrund des Alkoholpegels hatte sie doch ihre Schwierigkeiten beim Zählen). Ich nehme an, die letzten 2 hat sie auch noch geschafft.
Ohne etwas zu tun, hätte ich bestimmt schon 10 Männer küssen können. Da ich aber natürlich meinen Christian habe und selbst wenn ich Single gewesen wäre nicht alle möglichen Herpesviren sammeln wöllte, ging mir dieses ganze Ich-Will-Dich-Küssen-und-Dich-Antatschen ziemlich auf den Senkel. Wie sehr habe ich mir doch gewünscht, wenigstens an diesem Abend mal brasilianisch auszusehen und nicht aufzufallen...

unser Maskottchen

Was ist dieses TUSCA nun eigentlich. In
São Carlos gibt es zwei Universitäten - die UFSCAR und die USP. Seit 29 Jahren gibt es zwischen diesen beiden Universitäten einen Sportwettkampf mit so allen erdenklichen Sportarten. Damit sie sich nicht so alleine fühlen laden sie jedesmal die Universität aus Campinas (UNICAMP) und aus Itajubá (UNIFEI) ein.

Am Freitag habe ich mir die Sportwettkämpfe angeschaut, welche meine Uni alle glorreich verlor. Einige Ergebnisse, die stark am sportlichen Niveau Itajubás zweifeln lassen: die Damen verloren im Handball 1:22 (das eine Tor habe ich auch noch verpasst, da ich gerade auf Toilette war) und im Rugby haben wir in 3 Spielen einen Punkt gemacht (die Spiele spielten sich größtenteils eh auf der falschen Seite der Mittellinie ab). Im Anfeuern waren wir dafür Weltmeister - auch wenn wir manchmal vergaßen, wen wir eigentlich anfeuerten. Mit lautem Getrommel, lautstarkem Gesinge (die Texte hatten wir alle während der Anreise noch einmal bekommen) und Getanze war das für mich mit eins der schönsten Erlebnisse bei diesem Wettkampf. Alle standen hinter ihrer Universität und feuerten gemeinsam an oder sangen halt einfach so, wenn gerade keiner zum anfeuern da war. Und eins muss man ihnen lassen, singen und rhythmisch Trommeln können sie auf jeden Fall.

der Wettkampfpool

Am Freitag gab es eigentlich auch noch eine Party, welche ich aufgrund der Erlebnisse der letzten Nacht und der Tatsache, dass wir erst um 1 Uhr von den Wettkämpfen zurückkamen, ausließ. Die anderen ließen sich das natürlich nicht entgehen. Der Großteil meines Übernachtungszimmers kam gegen 6 Uhr zurück, aber als wir 8:30 mit dem Bus am USP-Campus, wo die meisten Sportwettkämpfe stattfanden, ankamen, freuten sich die letzten Nachtschwärmer mit dem Bus zu unserer Übernachtungsstätte auf dem UFSCAR-Campus zu gelangen. Mein morgendliches Aufstehen und Zusammenpacken habe ich in 5 Minuten erledigt, da mich 7:30 jemand weckte und meinte der Bus fährt los (man hatte mir eigentlich 8 Uhr als Abfahrtszeit gesagt). Der Bus fuhr letztendlich 8:20 los - naja Brasilien halt.

Aufgrund der Partynacht waren beim Schwimmen außer den Schwimmen, den Schachspielern, den Beach-Volleyballern ein paar Frühaufstehern nicht wirklich viele Leute zum Anfeuern da. Dennoch habe ich alle meine 3 Strecken (mehr durfte man irgendwie nicht schwimmen) gewonnen - auch wenn es diesmal sogar eine Sportlerin gab, die halbwegs mit mir mithalten konnte. Die Zeiten, die ich dabei über die 50 Freistil, 50 Schmetterling und 100 Lagen geschwommen bin, weiß ich leider nicht, da die Zeitnehmer eine Heimlichtuerei drum gemacht haben. Zumindest war meine Uni über meine drei Siege begeistert und sang mir, als ich am Busbahnhof aus den Bus ausstieg (ich wollte ja noch weiter nach
São Paulo fahren) noch einmal kräftig den Uni-Song als Verabschiedung. Und ich wette, ich werde in meinen letzten 2 Wochen in Itajubá noch so ab und zu als Phelps auf der Straße angesprochen (So haben mich die meisten von der Uni während des TUSCA-Wettkampfes immer genannt. Die stehen hier alle voll auf den ...)

das UNIFEI-T-Shirt für den TUSCA-Wettkampf
und meine Medaillen
(Ist die Farbe nicht toll?)

Heute habe ich dann noch erfahren, dass ich die einzigen Goldmedaillen für die UNIFEI geholt habe. Nur im Fußball der Frauen konnten sie sich wenigstens noch eine Silbermedaille sichern. Ich bin also der Retter von UNIFEI (und erstmalig in der Gesichte von TUSCA hat jemand von der UNIFEI im Schwimmen Gold geholt) ...

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Telefonieren kann doch so schwierig sein...

Eigentlich dachte ich, dass das nicht so schwer ist, eine Telefonnummer im Handy einzuspeichern und diese dann anzurufen, aber heute wurde ich eines Besseren belehrt.

Nachdem ich mehrfach in letzter Zeit versucht hatte Gisela (über meine brasilianische SIM-Karte) anzurufen und ich immer eine automatische Ansage, welche ich mir natürlich nie angehört habe, bekam, dachte ich, dass hier irgendwas nicht stimmen kann. Wie sich herausstellte, war Giselas Handy auch gar nicht aus, wie ich immer angenommen hatte. Die Ansage habe ich heute im Büro mit einem Kollegen mal näher angehört und siehe da, sie wollte mir sagen, dass diese Nummer nicht existiert.

Die Nummer war richtig, aber wie ich es aus Deutschland gewohnt war, habe ich natürlich die ganzen Vorwahlen davor gepackt. Speziell die Ländervorwahl und die Vorwahl für mein Gebiet in Brasilien. Das geht aber scheinbar nicht. Wahrscheinlich hatte ich die Nummern irgendwann in letzter Zeit mal - von meinem Verständnis her - reisetauglich gemacht, denn in Brasilien hatte ich ja bereits ab und zu mal telefoniert. Also merkt euch, wenn ihr mal in die gleiche Lage kommen solltet: wenn man sich in seinem Vorwahlbereich befindet, darf man keine Vorwahlen vorwählen.

Neben diesen Problemen des Abspeicherns einer Telefonnummer im Telefonbuch des Mobiltelefons, gibt es noch eine weitere Hürde zu überwinden. Befindet man sich nicht im eigenen Vorwahlbereich, so muss man einen Telefonanbieter vorwählen, über welchen man telefonieren möchte. Beim SMS-Schreiben entfällt dies aber.

Ihr seht: das ist alles gar nicht so einfach und in den meisten Fällen könnt ihr die Nummer aus dem Telefonbuch nicht direkt benutzen.

Telefoniert man über Bundesstaatsgrenzen hinweg, ist das wie, wenn wir mit unserer deutschen SIM-Karte in ein anderes Land fahren. Man bezahlt also deutlich mehr, wenn man jemanden anruft und darf auch blechen, wenn man einen Anruf annimmt. Aber das mit den Bundesstaatsgrenzen ist hier eh eine Sache für sich. Aber eh ich dazu was schreiben kann, muss ich mich erst noch mal genauer erkundigen (es ist auf alle Fälle so, dass die Steuern überall anders sind und man auch nicht einfach alles über die Grenzen schleppen kann...).

Und damit sich niemand über fehlende Blogeinträge wundert, ich fahre morgen früh nach Sao Carlos zu einem Sportwettbewerb zwischen ein paar technischen Universitäten (da ich hier eine Studentennummer habe, darf ich dort die Uni im Schwimmen vertreten). Am Samstag geht es dann eventuell noch nach Sao Paulo weiter, wo ich eine Deutsche, welche auch Stipendiatin der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) ist, besuchen möchte.

Blogeinträge gibt es also frühestens ab Montag nächster Woche wieder... (das ist jetzt die erste Eingewöhnung auf die 3-Wochen-blogfreie-Zeit, welche bald kommen wird, wenn ich mit Christian einige der vielen Sehenswürdigkeiten in Brasilien erkunden werde)

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Null Hunger

Heute endlich mal wieder einen Beitrag zur brasilianischen Welt der Dinge: das Programm "Fome Zero" - Null Hunger.

Ich hatte bereits erwähnt, dass man in Brasilien teilweise Gebühren und Eintritte in seltsamer Form bezahlt: mit nicht verderbbaren oder lang haltbaren Lebensmitteln.
Das ganze läuft unter dem 2002 eingeführten Programm Fome Zero (http://www.fomezero.gov.br/).

So müssen Studenten an der Universität in Itajubá (UNIFEI) neben einer kleinen Studiengebühr einen Liter Milch abgeben (also in einem Tetra-Pack, nicht dass hier falsche Gedanken aufkommen). Der Eintritt für den Kurzbahn-Weltcup im Schwimmen kostete wohl 1kg unverderbbare Lebensmittel. Wobei Zucker und Salz ausgenommen waren.

Das ganze dient zur Bekämpfung des Hungers und der Armut in Brasilien. Ich finde dass das eine sehr interessante Idee ist. Wie erfolgreich das Ganze läuft, weiß ich aber leider nicht.

Also merkt euch: wollt ihr in Brasilien vielleicht zu einem Konzert oder ähnlichem gehen, dann prägt euch den nächsten Supermarkt ein, der übrigens auch stets Sonntag und immer ziemlich lange geöffnet hat. Und teuer ist 1kg Reis, eins der Grundnahrungsmittel in Brasilien, nun wirklich nicht.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Ein nächtlicher Ausflug nach Andradas

Am Sonntag habe ich etwas ganz Ungewöhnliches für Brasilien gelernt: extreme Pünktlichkeit. Das Schlimme daran, es ist eine seltsame und zudem übertriebene Pünktlichkeit.

Aber erst einmal zum Anfang: Es ging mit dem Club SESI (vom kalten Pool) zu einem Wettkampf nach Andradas - einer Kleinstadt, die vielleicht 2 bis 2,5 Autostunden von Itajubá entfernt ist.
Normalerweise bevorzuge ich ja den anderen Schwimmclub, aber letzte Woche war ich aufgrund der extremen Hitze auch mal wieder bei diesem Club, im nun mittlerweile nicht mehr so kalten Pool, schwimmen. Und glatt wurde ich gefragt, ob ich am Sonntag um 4 Uhr mit zu einem Wettkampf fahren will. Die Zeit schreckte mich natürlich erst mal mehr als ab, aber irgendwie habe ich mich dann doch dazu durchgerungen. Ich möchte noch erwähnen, dass wir am Sonntag Sommer-Zeitumstellung hatten und die Uhr von 0 Uhr auf 1 Uhr vorgestellt wurde. Treffpunkt war also eigentlich um gefühlte 3 Uhr. (Anmerkung an alle: diese Woche beträgt der Zeitunterschied zu Deutschland nur noch 4 Stunden. Wenn ihr dann nächsten Sonntag - hiermit die Erinnerung an alle, die es nicht wussten - auch eure Uhren umstellt, sind wir nur noch 3 Stunden voneinander getrennt.)

mein Team (SESI) und ich im geborgten T-Shirt
(mir war übrigens kalt, dem Rest scheinbar nicht)

Was war das ganze für ein Wettkampf? Es war eher ein Treffen von SESI-Clubs aus verschiedenen Städten. Diesen Club scheint es hier wie Sand am Meer zu geben. Und da das ganze kein offizieller Wettkampf, sondern eher ein Schwimmfest war, konnte auch ich getrost dort mitschwimmen, ohne mein Startrecht in Deutschland zu gefährden (für die Nichtschwimmer unter euch: man darf auch im Ausland nicht einfach für irgendeinen Club starten, denn dann verliert man sein deutsches Startrecht).

Pünktlich um 4 Uhr war ich also beim Pool des Clubs und in 2 Kleinbussen ging es Richtung Andradas los. An Schlafen war kaum zu denken, denn überdrehten Kindern ist die Uhrzeit natürlich völlig egal. Und da der Kleinbus einen Bildschirm hatte, wurden fleißig Kinder- und Teenagerfilme geschaut. Ich kann mich aktuell noch an zwei erinnern: den ersten taufe ich einfach mal Jumping Girl, denn die Hauptperson ist die ganze Zeit wild durch die Gegend gehüpft (beim Aufstehen, beim Freuen, beim Reden, ...). Der andere nannte sich Highschool. Naja, die Hälfte habe ich dennoch bei beiden Filmen verdöst. 6 Uhr haben wir für bestimmt 30 Minuten zum Frühstücken angehalten, aber ich hatte gar keine Lust zu frühstücken. Wie auch, für mich war es immer noch mitten in der Nacht. Aber als mir jemand ein Stück Kuchen unter die Nase hielt, habe ich dann doch zugelangt.

der Wettkampfpool (Baugleich zu dem in Itajubá)

Am Wettkampfort kamen wir ungefähr um sieben Uhr an. Das Einschwimmen begann um 8 Uhr, der Wettkampf um 9 Uhr. Ich hoffe ihr versteht jetzt die falsche Pünktlichkeit.
Der Wettkampf war eigentlich ganz in Ordnung. Aber in meiner Altersklasse gab es mal wieder keine Mädels. Also bin ich wieder mit den Männern geschwommen. Schwimmen durfte ich leider nur zweimal, ich hatte mir 50 Schmetterling und 50 Freistil rausgesucht. Schmetterling habe ich die 2 männlichen Gegner besiegen können, bei Freistil unterlag ich trotz echt guter Zeit (29,3) dem einzigen Gegner (männlich). Dafür gab es aber wieder Medaillen - für mich, wie sollte es anders sein, wenn es keine Gegner gab, natürlich Gold. Zwei Andenken mehr von meinem Brasilienaufenthalt. Und ich wurde von etlichen Leuten angesprochen, weil sie wissen wollten, woher ich komme und wieso ich so schnell (für brasilianische Kleinstadt-Verhältnisse) schwimme. Einer hat mir sogar gesagt, wie wunderschön doch mein Schmetterling-Schwimmen aussieht...
Das Witzigste am ganzen Wettkampf war eigentlich wie lautstark mein Team jeden, mich eingeschlossen, anfeuerte. Und wie mir jeder nachdem ich die Männer in Schmetterling besiegt hatte, die Hand schütteln kam und mir gratulierte.
Also liebe Trainingsgruppe in Deutschland, ich hoffe ich werde dann auch von euch so zurückempfangen. ;-)

Anleitung für einarmige Liegestütze (rücklings)
oder auch Warnschild

Nach dem Wettkampf ging es auf Kosten des Clubs noch in ein Kilo-Restaurant. Schöne Sache, denn ich habe weder für den Wettkampf was bezahlt, noch bezahle ich in irgendeiner Form Mitgliedsbeitrag. Ich werde aber wohl in der letzten Woche hier in Itajubá als Dankeschön mal einen Kuchen backen.

Und zum Schluss des Tages, noch einen Spruch, den ich heute im Portugiesischunterricht gelernt habe: "O dinheiro não traz felicidade, dê-me o seu e viva feliz." - Geld bringt kein Glück, deshalb gib mir deins und lebe glücklich.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Eine brasilianische Farm

Heute hat mich Maurilio mit auf seine Farm genommen. Maurilio ist der Professor, der hier in Itajubá alles für mich organisiert hat (Arbeit, Unterkunft, Abholung am Flughafen, Bundespolizei, ...).

der Jeep, mit dem Maurilio übrigens
auch zur Uni fährt


8:30 sollte es losgehen und untypisch für Brasilien war er bereits 8:23 mit seiner Tochter (leicht jünger als ich) vor meiner Haustür. In seinem uralten Jeep (ich saß hinten drinne, mit freier Aussicht nach hinten) ging es aus Itajubá heraus, zunächst über asphaltierte Landstraßen, später dann über Wiesen steil den Berg hinauf. Alle 2 Minuten musste ein neues Tor geöffnet und wieder geschlossen werden, damit die Kühe auf der richtigen Weide bleiben. Das ständige Aussteigen hat zum Glück ein Freund von Maurilio gemacht, welchen wir auf der Fahrt eingesammelt haben.

ein Schuppen und im Hintergrund Bananenpflanzen

Nach einer reichlichen Stunde erreichten wir Maurilios Farmhäusel (auf dem Farmgelände waren wir schon eine ganze Weile unterwegs). Wie sollte es auch anders sein, nach wenigen Minuten fing es kräftig an zu regnen. Nach zwei Stunden in der Hängematte herumgammeln und am Feuer aufwärmen wagten wir uns das erste mal wieder heraus, konnten aber nur ein paar Wasserfälle und die noch sehr jungen Apfelbäume anschauen, bevor es wieder anfing zu regnen.

oben auf dem Berg (immer noch Maurilios Land),
leider lässt das Wetter zu wünschen übrig

Eine weitere Weile später - ich hatte mittlerweile bereut die halblangen Hosen angezogen zu haben, da es doch deutlich abkühlte - sah es endlich wieder freundlicher aus, so dass wir uns aufmachten, auf dem Farmgelände hinauf zu steigen und die Rinderherden zu suchen. Es ging Ewigkeiten auf kleinen Trampelpfaden und über zahlreiche Kuhfladen aufwärts und ich habe mich echt gefragt, wieso die Kühe immer auf die Berge rennen müssen. Als wir endlich oben angekommen waren konnten wir dann aber einen schönen Blick ins Tal werfen und auf die Kühe, die vor uns ausrissen.

ein Teil der Kuhherde

Maurilio hat, wenn ich mich jetzt nicht täusche, zwei Herden. Eine Herde hat 17 Rinder, die andere paar-und-20 (genau weiß ich es nicht mehr). Diese wenigen Rinder haben aber ein riesiges Gelände für sich und man muss sie teilweise wirklich suchen. Insgesamt sah es hier wie auf einer Alm in den Alpen aus, nur dass weniger Kühe aus den Quadratmeter kommen...
Abwärts ging es an großen Ameisenhaufen und Bienenstöcken im Baum vorbei und später dann über eine Bananenhain zurück zu Maurilios kleinem Häusel (selbst die Sonne kam heraus).

ich zwischen den Bananenpflanzen

Zwischendurch haben wir noch für mich völlige neue Früchte gegessen: Jabuticaba. Die wachsen direkt am Baumstamm und den Ästen und schmecken ähnlich wie Weintrauben. Die Schale ist sehr hart und schmeckt nicht wirklich. Innen sind mehrere größere Kerne, welche ich ebenfalls dem Waldboden überlassen habe. Nur das Fruchtfleisch ist so wirklich richtig essbar und sehr süß.

Jabuticaba

Außerdem haben wir noch zwei grüne Avocados für mich mitgenommen, die ich dann etwa in einer Woche essen kann. Und ich bekam eine Erläuterung verschiedener Bananensorten. Aber das sind zu viele, um die jetzt hier aufzuzählen. Merkt euch nur, aus eigener Erfahrung hier in Brasilien, dass nicht jede Banane reif ist, wenn sie gelb ist (ich wurde nach einem scheußlichen Geschmackserlebnis vor einiger Zeit belehrt, dass die eine Sorte erst reif ist, wenn die Schale schon fast komplett Schwarz ist).

Bevor wir wieder mit dem Jeep zurückfuhren, wurde uns von dem Mann, der sich in der Woche um die Farm kümmert, noch ein leckeres verspätetes Mittagessen zubereitet (Nudeln mit Kräutern und 'ner Art Tomatensauce und dazu leckeres Fleisch). Auf dem Rückweg mussten wir dem Wagen zweimal helfen, damit er heil nach unten kam. Da die Räder beim Anfahren am Berg im Schlamm durchdrehten, legten wir einen dicken Ast unter eins der Räder. Als es dann später sehr steil bergab ging, mussten alle außer Maurilio laufen, da wir nach dem köstliche Mittag zu schwer gewesen wären... (wahrscheinlich auch ohne das Mittag).

Maurilio fährt uns davon
(nur sein Freund hält noch mit)


Insgesamt ein wie immer verregneter, aber sehr schöner Ausflug. Nur die vorsorglich aufgetragene Sonnencreme war wohl mehr oder weniger verschwendet.

Samstag, 18. Oktober 2008

Die Hitze

Zunächst meine Ausrede, wieso ich nicht eher diese Woche mal wieder was geschrieben habe: Die Hitze.
Seit Montag hatten wir täglich um die 30 Grad im Schatten - zur Mittagszeit teils drüber hinaus. Der Frühling ist also endlich da, nachdem es die letzten Wochen ja eher kühl und nass war. Nach anfänglicher Freude über das sommerliche Wetter, war ich spätestens ab Mitte der Woche ziemlich geschafft... Ich glaub ich bin für solche Temperaturen nicht geschaffen. Seltsamerweise fanden auch die Einheimischen die Hitze ziemlich anstrengend, da es untypisch für Itajubá nachts nicht richtig abkühlte. Schlafen war diese Woche ziemlich anstrengend und arbeiten genauso (mein Büro hat keine Klimaanlage, was ich mittlerweile doch ziemlich verfluche). Wobei ich bei letzterem dann doch des öfteren sehr wenig gemacht habe. Hab z.B. mit Arbeitskollegen am Fenster gequatscht und den Leuten beim Acai-Essen zugeschaut (vor unserem Bürogebäude sind gleich zwei solche Acai-Läden) oder lecker Melone auf Kosten des Büros gegessen.

ein Gewitter naht

Einen Nebeneffekt haben die Temperaturen, ich gehe selbst zum Training, wenn ich eigentlich gar nicht so die Lust habe und sonst nicht gehen würde. Aber wer lässt sich schon die Chance entgehen im kühlen Nass eine Erfrischung zu finden...

gigantische Wolken

Gestern hat es endlich das seit Dienstag angekündigte abendliche Gewitter (soviel mal wieder zum Wetterbericht) gegeben. Dieses zog mal wieder gigantisch heran, deshalb auch wieder ein paar Bilder vom Himmel über Itajubá.

Pünktlich zum Wochenende ist es jetzt wieder kälter und nass. Ich glaub dieses ungeschriebene Gesetz gilt hier noch mehr als in Deutschland...

Dienstag, 14. Oktober 2008

São Lourenço und das Wochenende

Eigentlich wollte ich am Wochenende gerne in die Hauptstadt meines Bundesstaates fahren: Belo Horizonte, kurz BH (gesprochen: beagá). Übersetzt heißt das Ganze: schöner Horizont.
Die Schwimmer ahnen vielleicht, wieso ich da hin wollte: von Freitag bis Sonntag fand dort die Auftaktveranstaltung des Kurzbahn-Weltcups statt. Da ich aber niemanden zum Mitfahren gefunden habe (mein Trainer wollte ja so gerne, aber musste wegen dem Kindertag am Sonntag arbeiten) und nicht alleine in eine 3-Millionen-Stadt fahren wollte (eine kostenlose Unterkunft hätte ich beim Bruder meines Praktikumsbetreuers gehabt), bin ich nicht gefahren.

Verpasst habe ich rein schwimmtechnisch nicht viel, da doch kaum eine internationale Größe nach Brasilien gekommen ist. Der Eintritt wär übrigens 1Kg nicht verderbbarer Lebensmittel (ausgenommen Salz und Zucker) gewesen. Zu diesem seltsamen Zahlungsmittel werde ich euch demnächst mal noch mehr erzählen.

São Lourenço vom Parque das Águas aus gesehen

Damit ich etwas Sinnvolles mache, bin ich am Samstag 1,5h mit meinem Praktikumsbetreuer Jonas (der auch nix zu tun hatte) Rad gefahren - erstaunlicherweise mal ohne Berge, die es zu überwinden gab. Viel haben wir nicht geschafft, da man auf Holperpisten, wie in Itajubá, nur langsam vorwärts kommt. Dafür tut mein Sitzfleisch jetzt gut weh... Zu sehen gab es viele einfache Menschen, da wir durch die Randbezirke von Itajubá fuhren. Ich fand es eigentlich sehr interessant, den Leuten vom Rad aus bei ihren Wochenendbeschäftigungen zuzuschauen: Trinken, Tanzen, Angeln im braunen Fluss, Quatschen und einfach nix tun.

Am Sonntag bin ich mit Jonas, nachdem leider der Professor, der mir seine Farm zeigen wollte, keine Zeit hatte, nach São Lourenço gefahren. São Lourenço ist eine kleine Stadt, welche aber zugleich Thermalbad ist. Viel gab es eigentlich nicht zu sehen, aber der Ausflug war dennoch sehr nett.

die Magnesiumquelle, übersetzen dürft ihr selber ;-)

Im Parque das Águas habe ich alle möglichen Mineralquellen durchprobiert, bis sich alles unter glucksenden Geräuschen in meinem Magen vermischte. Jede der Quellen hat sehr unterschiedlich geschmeckt - die meisten aber in der Regel schrecklich. Am besten hat mir eigentlich das Magnesiumwasser gefallen. Insgesamt gibt es wohl acht Mineralquellen, ob ich alle erwischt habe, weiß ich nicht, da es keinen Rundweg im groß und schön angelegten Park gab.

ein Pau Brasil

Im Park konnte man außerdem einen "Pau Brasil" bewundern, der Namensgeber Brasiliens. Als die Portugiesen nach Brasilien kamen, war das Holz des Brasilbaumes das einzige was sie nutzen und auch nach Europa verkaufen konnten. Der Baum hat eine rötliche Rinde und aus dem Holz kann man einen roten Farbstoff gewinnen. Das Holz nannte man daher die Glut des Feuers ("brasa") und gab dem Baum den bekannten Namen. Brasilien wurde früher "terra do brasil" - Land des Brasilholzes - genannt.

ich am Brasil-Baum

Da alle anderen "Touristenattraktionen" irgendwie an diesem Sonntag nicht in Betrieb waren (zum Beispiel gibt es eigentlich noch eine Dampflok - die man hier Maria Fumaça nennt), sind wir noch mit einem wackeligen und dazu noch total überteuerten Sessellift gefahren. Einen Berg gab es eigentlich nicht wirklich. War eher so, als würde man in Dresden vom Hauptbahnhof zum Campus 'nen Sessellift spannen.

der Sessellift an der einzigen Stelle,
wo es mal aufwärts ging


Da die Stadt danach eigentlich so gut wie abgearbeitet war, das Bayern-Kaufhaus haben wir uns gespart, sind wir noch nach Passo Quattro gefahren. Ein Ministädtchen von welchem ich gerne das Mineralwasser trinke. Die Familie von Jonas kommt von dort und da wir leider aufgrund einiger Umwege zu spät dort ankamen, um noch Wasserfälle anschauen zu gehen, haben wir halt seine Familie besucht. Fast alle waren auch an einem Ort - zur großen Kindertagsfete im Haus einer Oma. War eigentlich ganz witzig und ich hab auch kurz mit ein paar Leuten geredet. Später musste ich noch die ganze Familiengeschichte über mich ergehen lassen - Jonas' Vater, Professor in der Uni in Itajubá und außerdem Chef meiner Praktikumsfirma, empfand das als sehr wichtig und die Großmutter wollte, dass ich auch ja das ganze Haus anschaue.
Ein lustiges Ritual hat die Familie, jeder bringt von Reisen immer einen schönen Teller mit und der wird dann zu den anderen an die Wand gehängt. Und da die Familie riesig ist, ich glaube die Großmutter hat um die 30 Enkel, hängen dort auch viele. Nur einer aus Meißen fehlt noch, aber der Prof. überlegt bei seinem nächsten Deutschlandaufenthalt einen zu kaufen.

Bambus im Parque das Águas

Als letztes durfte ich dann zu Ehren des Tages noch mit einer seiner Tanten deutsch reden. Sie hat in Deutschland studiert und ist so mehr oder weniger auf dem alternativen Weg. Ihr Haus ist nicht ihr Haus, sondern das Haus der Fontänen (sagt sie). Dort arbeitet sie auch zugleich als Heilpraktikerin und setzt viel auf Malerei und Musik. Ich durfte neben ihren 2 Brunnen also auch noch ihr Atelier bewundern. Ein sehr gemütliches Haus und eine sehr nette Dame, wenn sie auch einen sehr alternativen Lebensweg eingeschlagen hat. Und erstaunlich gut Deutsch konnte sie. Aber im Moment ist etwas sehr im Stress, da sie gerade ihr Buch fertig stellt: eine Autobiografie über eine schwedische Sängerin und Heilpraktikerin, welche aber bereits vor 30 Jahren gestorben ist (den Namen habe ich leider vergessen).


im Parque das Águas in São Lourenço

Und hier noch was aus meiner Biografie: Heute war der Tag des Wartens. Erst habe ich 20 Minuten auf meine Portugiesischlehrerin gewartet, welche dann natürlich nicht kam. Und Mittags habe ich nach 20 Minuten mit gezogener Nummer in der Post rumsitzen aufgegeben und werde es ein anderes Mal versuchen meine Post aufzugeben. In der Zeit waren vielleicht vier Leute dran. Wie kann man nur so langsam arbeiten...

Das Wichtigste hatte ich natürlich vergessen:

Es ist verboten am Tag der Wahl Alkohol zu trinken - zumindest von Mitternacht bis 18 Uhr. Das ganze gilt streng genommen nur für Restaurants und Bars, welche in dieser Zeit keinen Alkohol ausschenken dürfen. Wie sich das mit Ausländern verhält, konnte ich leider nicht testen.

Das ganze hat wohl zwei Gründe: Zum Ersten sollen Fehlentscheidungen unter Alkoholeinfluss verhindert werden, zum Anderen möchte man einfach verhindern, dass es zu Auseinandersetzungen am Wahltag kommt.

Freitag, 10. Oktober 2008

Die Namen der Wahlkandidaten

Da ich gerade über sehr interessante Informationen gestolpert bin, möchte ich euch diese natürlich nicht vorenthalten. Es geht um die Namen der Wahlkandidaten.

Da in Brasilien viele ähnliche oder gleiche Namen haben, waren einige ganz spitzfindig und haben sich zur Wahl mit einem Spitznamen registriert. Von Bin Laden, über Péle und Kakerlake war so ziemlich alles vertreten...
Aber lest am besten unter http://brasilblog.net/2008/09/27/kommunalwahl-2008-waehlst-du-binladen-oma-oder-kakerlake/ selbst kurioses zur Kommunalwahl in Brasilien (ihr müsst auf der Seite nach unten Scrollen, um zum eigentlichen Artikel zu kommen).

Wie schon angekündigt, mal wieder etwas aus der brasilianischen Welt der Dinge: Kommunalwahlen im ganzen Land.

Am Sonntag war es also so weit, brasilienweit wurden neue Bürgermeister gewählt. Das Ereignis hatte sich bereits seit Wochen (eigentlich würde ich ja fast sagen Monaten, aber ich bin ja erst zwei hier) lautstark und bunt angekündigt.

Was meine ich damit: Zum einen die Wahlwerbung, welche hier wirklich aufdringlich ist. Jeder Kandidat kauft sich regelrecht seine Unterstützer. Wer Geld braucht verunstaltet also sein Auto oder seine Hausfront und Fenster mit breit grinsenden Gesichtern. Je nach Größe des menschlichen Abbildes, wird man dann bezahlt. Zum Beispiel kann man für Wahlwerbung am Auto (meist an den Fenstern) so ganz einfach um die 100 Reais bekommen (aber so genau weiß ich nicht, was man für welche Größe bekommt). Ich habe in Itajubá ein Haus gesehen, welches zum Verkauf steht und schön mit Wahlwerbung geschmückt war - scheinbar benötigt da jemand dringend Geld.

Zum anderen gibt es zahlreiche Wahlhelfer, die fleißig in Riesenkostümen durch die Gegend rennen und Flyer verteilen. Letzte Woche haben gleich zwei verschiedene Helfer (also für unterschiedliche Kandidaten) beim Einsteigen in den Bus fleißig ihre Flyer verteilt... Die Frage ist nur, ob das was bringt.
Ach und letzten Freitag war es eigentlich unmöglich zu arbeiten, da irgendwelche Wahlhelfer meinten es würde uns wohl dazu bringen einen bestimmten Kandidaten zu wählen, wenn sie den ganzen Tag vor unserem Fenster laut singen und pfeifen.

Ok am Sonntag war also dann Wahl und da in Brasilien Wahlpflicht gilt (seht da habt ihr gleich wieder was neues dazu gelernt), musste sich auch jeder der grade nicht in seiner Heimatstadt ist, bei einem Wahllokal melden. Briefwahl scheint es nicht zu geben - dafür aber Wahlcomputer und teilweise die neuesten elektronischen Wahlurnen mit biometrischer Erkennung des Fingerabdrucks (komisch, dass ich bei solch einer Technik bei der Bundespolizei noch alle Fingerabdrücke mit Tinte abgeben musste). Wer nicht wählen geht muss eine Strafe zahlen. Das will natürlich keiner, also waren wir in Maresias und jeder hat fleißig einen Zettel mit seinem Namen und allem drum und dran ausgefüllt. Dazu gehört auch eine Nummer, welche sich auf dem Wahlausweis befindet (den muss man neben dem Personalausweis zur Wahl mitbringen). Blöderweise hatte Marcelos Vater seinen vergessen, so dass das ganze Nicht-Wählen (denn eigentlich war es ja nur ein Melden à la: Hallo ich bin nicht zu Hause und konnte daher nicht wählen) ewig gedauert hat, da er erst jemanden telefonisch erreichen musste, der seine Nummer kennt. Letztendlich hatte aber jeder seine Bescheinigung, dass er in einem Wahllokal aufgetaucht ist, in der Hand.

Wie wird hier so gewählt: in kleineren Städten gewinnt der, der die meisten Stimmen hat. Ab 200.000 Einwohnern kann man nur mit absoluter Mehrheit Bürgermeister werden. Aus diesem Grund gibt es auch in vielen Städten demnächst Nachwahlen. Im Fernsehen wird lang und breit über die Wahlen - zunächst Prognosen und dann Ergebnisse - berichtet und scheinbar interessiert das die Leute auch wirklich. Ich fand es langweilig für alle möglichen Städte die Gewinner zu sehen. Es interessiert doch in Deutschland auch Keinen, wer in einer anderen Stadt als der eigenen zum Bürgermeister gewählt wurde. Oder habt ihr euch schon mal ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wer in Rostock (Stadt beliebig austauschbar) zum Bürgermeister gewählt wurde? Wahlprognosen scheinen in Brasilien genauso wenig zu stimmen, wie Wetterberichte - zumindest in Sao Paulo (dort hat sich überraschend eine Frau für die Nachwahlen qualifiziert, ohne dass die Prognosen das vorhergesehen hätten). Aber vielleicht liegt es auch daran, dass sie bei der Riesenstadt irgendwelche Probleme mit dem Zusammenrechnen der Ergebnisse der einzelnen Wahlcomputer hatten (auch das durfte man sich lang und breit im Fernsehen anhören).

So und nun zum Schluss noch 'ne lustige Sache (auch aus dem Fernsehen): in einer kleineren Stadt hatten zwei Kandidaten gleich viele Stimmen. Ich hätte angenommen, dass es da Nachwahlen gibt, aber das brasilianische Gesetz sagt, dass der Ältere der Bürgermeister wird.

Und zum Wahlergebnis von Itajubá weiß ich nix. Hoffentlich wurde der alte Bürgermeister abgewählt. Der ist nämlich Besitzer einer der größten Kopfsteinpflaster-Firmen Brasiliens und dementsprechend sehen hier auch die Straßen aus. Aber dazu später mehr, wenn es wieder heißt: neues aus der brasilianischen Welt der Dinge...

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Monsterschnecke

Damit nicht den Meisten die Monsterschnecke aus Paúba entgeht, verlink ich sie hier lieber mal noch. Auf die möchte ich nicht versehntlich drauf treten ...


Der Schuh hat so ungefähr die deutsche Grösse 40/41.
Und hier noch mal in besserer Beleuchtung, aber mit nicht so gutem Grössenvergleich:


Neben der Riesenschnecke gab es in Paúba auch noch etliche Mücken. Den Part hatte ich in meinen Lobeshymnen über den Strandausflug mal grosszügig weggelassen. Ich hab leider doch etliche Stiche davon getragen (manche Mücken waren so dämlich mich halb am Hintern oder in den Finger zu stechen).
Nach 2 Tagen habe ich ein Antimückenmittel aufgetragen (ich hatte mir ein spezielles Tropenmittel in Deutschland gekauft) und siehe da, sie wollten mich nicht mehr. Aber stinken tut das Zeug auch abartig. Wahrscheinlich wollen mich nicht nur die Mücken mit dem Zeug nicht mehr ...

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Strandwochenende in Paúba

Wie Christian ja schon in seinem letzten Kommentar verraten hat, war ich am Strand. Genauer gesagt in Paúba - irgendwo zwischen São Paulo und Rio de Janeiro (Strände in der Gegend um São Sebastião: hier könnt ihr euch alle Strände dieses Blogeintrags bei Sonnenschein anschauen).
Der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt und wenn ich mal zuviel Geld haben sollte, weiß ich schon, wo ich mir ein Häusel für meine ruhigen Tage kaufe...

ein Strandhäusel in Paúba

Eigentlich sollte es für ein verlängertes Wochenende (mein Praktikumsbetreuer hat mir freundlicherweise freigegeben) in die Nähe von Ubatuba gehen - mit Gisela, Marcelo und dessen Familie (seine Eltern, seine Schwester Luzie, welche ich bereits kannte, und seine Schwester Isabel mit ihrem Freund). Die Unterkunft der Wahl sah auch sehr verlockend aus (http://www.casamila.com.br/), der Wetterbericht leider nicht. Es sollte erstaunlicherweise das ganze Wochenende regnen.

der Strand von Paúba

Deshalb hat man sich am Donnerstag spontan umentschieden und das Haus von Freunden als Zielunterkunft ausgesucht - die sparsame Variante (die Freunde überliessen Marcelos Familie freundlicherweise ihr wunderschönes Wochenendhaus)
Der Wetterbericht stimmte leider diesmal exakt - es hat eigentlich ständig geregnet und die Sonne habe ich nur am Samstag mal für ein Stündchen gesehen. Dennoch fand ich es wunderschön. Ich glaube bei Sonnenschein ist die Gegend dann einfach unbeschreiblich.

Surfmuseum im Nachbarort Maresias

Paúba ist ein kleiner Ort, der größtenteils aus luxuriösen Wochenendhäusern, ein paar Fischerhütten und nicht ganz so schönen Häusern der Einwohner besteht. Achso, ein Hotel gibt es auch, direkt am Strand, aber ein wirklich sehr kleines. Paúba ist wahnsinnig ruhig - das einzige was ich beim Einschlafen gehört habe, war das Meeresrauschen und ein paar Vögel gepaart mit den Regentropfen, die auf unsere wunderschöne Unterkunft niedergingen. Ob es ein Restaurant gibt, kann ich euch nicht einmal sagen, aber mit dem Auto ist man ganz fix in Maresias - einem der Surfparadiese Brasiliens und dem Partystrand der Paulistanos (der Einwohner von São Paulo). Zumindest soll dort im Sommer und bei Sonnenschein viel los sein, davon habe ich jedoch überhaupt nix gemerkt. Aber schöne Restaurants, wo man auch mal leckeren Fisch essen kann, gibt es dort auf alle Fälle.

Baden im Atlantik

Was habe ich also von Freitagabend bis Dienstagmorgen in Paúba und Umgebung gemacht? Natürlich war ich im Atlantik baden. Es war unbeschreiblich schön, da sich der Himmel gerade leicht rötlich färbte und das Wasser total sauber und die Wellen richtig schön waren. Ich fand das Wasser ja richtig warm - meines Erachtens wärmer, als es die Ostsee im Sommer schafft - aber Marcelo meinte, so kalt habe er das Meer noch nie erlebt.
Außerdem bin ich am Strand rumspaziert und habe nachts Krebse am Strand beobachtet (die waren richtig groß, zum Glück bin ich nicht versehentlich drauf getreten). Die meiste Zeit habe ich aber eigentlich einfach nur gefaulenzt (natürlich klassisch in der Hängematte liegend), habe mir andere Orte in der Gegend angeschaut oder war in leckeren Restaurants essen. Natürlich gab es auch wieder ein Churassco (Barbecue) - diesmal aber in familiärer Form, also mit viel Fleisch und wenig Bier.
Am Sonntag war ich zudem mit zur Wahl (in ganz Brasilien wurden neue Bürgermeister gewählt). Aber dazu erzähle ich euch diese Woche mal noch mehr. Das würde sonst diesen Eintrag sprengen.

abendliche Stimmung am Strand
(ich bin gerade noch im Wasser)

Unsere Unterkunft war echt klasse. Es gab ziemlich viele Schlafzimmer - ich glaube 5 oder 6 - und jedes hatte sein eigenes Bad (einen Badezimmerstreit wird es in diesem Haus wahrscheinlich nie geben). Am beeindruckendsten - mal abgesehen vom Grundstück und der Terasse - war wohl der Wohnraum, welcher sich über zwei Etagen verteilte. Überall im Haus hingen interessante, von der Besitzerin teilweise selbst gemalte Bilder und andere Schmuckstücke herum. Das Haus steht in zweiter Reihe zum Strand, hat aber das Glück, dass das Grundstück davor nicht bebaut ist, so dass man direkt aufs Meer schauen kann. Die Freunde von Marcelos Familie haben das Grundstück aber bereits vor mehr als zwanzig Jahren gekauft und dort gebaut - damals war das Land noch billig, was man heute nicht mehr so sagen kann.

ein Teil des Wohnzimmers
(oben ist die Fernseher-Lümmel-Ecke)

Das Haus der Freunde von Marcelos Familie ist nicht das einzige in Paúba und Umgebung, welches so schön ist. Jedes hat seinen eigenen Stil und ist architektonisch sehr wertvoll. Im Nachbarhaus scheint ein Schwimmer sein Ferienhaus zu haben, zumindest erzählte mir Marcelo, dass man während des Hausbaus sehen konnte, wie er einen 25m-langen Pool in seinen Garten integrierte (wegen einer hohen Mauer, habe ich leider keinen Blick darauf werfen können). Crazy - sag ich da nur. Zur Zeit steht ein Haus in Paúba zum Kauf für 3 Millionen Reais. Dank Börsencrash sind das zur Zeit nur 1 Million Euro (trotz weltweiter Probleme, ist der Crash für mich im Moment doch recht positiv: vom anfänglichen Wechselkurs von 1:2,3 bin ich jetzt bei fast 1:3 gelandet). Also wer noch was übrig hat, dem kann ich ein Haus in Paúba wärmstens empfehlen ...

der Strand in Toque Toque Pequeno

Nun noch die Reiseinformationen: Hinzu konnte ich glücklicherweise im Auto bei Marcelo und Gisela mitfahren. Viel gesehen habe ich nicht, da es schon dunkel war. Ziemlich kurvig war die Fahrt aber auf alle Fälle. Die Kurven gefielen Giselas Magen auch nicht so recht, so dass sie nach fast 5 Stunden Fahrt (wir mussten leider des öfteren anhalten) mit leerem Magen in Paúba ankam. Rückzu musste ich, da Marcelo und Gisela noch bis Donnerstag am Strand bleiben, mit dem Bus fahren. Dank Internet und Busbahnhof hatten wir dann auch eine passende Verbindung gefunden. Doof nur, dass der Erste der drei Busse nicht wie erwartet kam. Zum Glück haben mich Marcelo und Gisela dann per Auto zu dem etwa 25 Minuten entfernten zweiten Bus gebracht. Der sollte 10:00 in São Sebatião abfahren - Punkt 10:01 waren wir nach rasanter Autofahrt auch gerade noch pünktlich da. Von dort ging es mit dem Bus in reichlichen 2,5 Stunden nach São José dos Campos. Dort habe ich dann eine Stunde im Busbahnhof rumgesessen, um dann mit einem anderen Bus nach Itajubá zu fahren. Die beiden Busse waren superbequem und trotz der Entfernungen ziemlich billig. Die Aussicht aus dem Bus war mal wieder beeindruckend, sieht doch hier einfach irgendwie alles anders als in Deutschland aus. Leider habe ich auch einen Teil der Fahrt aufgrund der superbequemen, fast 45 Grad kippbaren Sitze verschlafen.

Marcelos Schwester Isabel und ihr Freund
beim Faulenzen

Und eine besondere Art von Frau habe ich hassen gelernt - obwohl der Bus sehr leer war, beharrte sie darauf, auf den Plätzen 13 und 14 Platz zu nehmen (das Stand wohl auf ihrem Ticket), obwohl ich es mir dort schon seit einer Stunde gemütlich gemacht hatte (auf meinem Ticket stand seltsamerweise kein Sitzplatz). Die größte Frechheit ist aber, dass, nachdem ich also umgezogen war, ihr der Platz scheinbar doch nicht mehr so gefiel und sie sich mit ihrer Begleitung auf einen völlig anderen Sitzplatz setzte. Eine absolute Frechheit. Der Sitzplatz den ich danach gewählt habe, hatte nämlich den Nachteil, dass das Fenster scheinbar nicht richtig schloss und es damit ziemlich kalt wurde.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Aussichten auf und um Itajubá

Jetzt habe ich fast eine komplette Woche keinen Blog geschrieben und dafür mal die verschiedensten Aussichten in der Kleinstadt Itajubá genossen und außerdem mal alles, was so liegen geblieben war, erledigt und mich halb zu Tode gefroren...

Monstergewitter im Anmarsch, normalerweise sind
im Hintergrund schöne Berge zu sehen

Erst einmal kann ich euch sagen, dass man auf die Wetterberichte hier nicht viel geben kann. Ich konsultiere im Allgemeinen zwei und diese weichen schon mal enorm voneinander ab. Außerdem kommt dann doch alles anders als gedacht. Kalt war es also letzte Woche - natürlich nicht so kalt wie bei euch - aber ohne Heizung gerade Nachts (wo das Thermometer ja deutlich unter 10Grad wandert) wirklich bitterkalt.
Dann kommt es aber vor, dass es plötzlich wieder total warm ist und man gar nicht mehr weiß, wieso man gestern noch dicke Socken im Bett an hatte.

das Monstergewitter ist
im Anmarsch

Samstag sollte es also schön sein, laut Wetterbericht. Das war es auch, zumindest von ein bis zwei Uhr - genau dann, wo ich im Restaurant zu Mittag aß. Danach wollte ich meinen Sportclub auskosten und mit dem Rad hin fahren und schwimmen (und baden) und in den Fitnessraum gehen und mich sonnen. Das wurde aber erst einmal nix, denn dann kam ein Monstergewitter, was die Wetterleute scheinbar übersehen hatten. Innerhalb von Minuten war es dunkel und schüttete und gewitterte so dolle, wie ich es in Deutschland eigentlich noch nicht erlebt hatte. Immerhin haben sie den Wetterbericht dann sofort aktualisiert und siehe da, es sollte nur noch Regen geben dieses Wochenende. Aber nach dem heftigen Guss, habe ich lediglich aus meinem Wasserhahn und der Dusche noch Wassertropfen kommen sehen.

Gewitterspuren auf dem Weg (Abkürzung) zum Club

Ich war dann also doch noch kurz im Club, abends in einem tollen Restaurant (bei 10 Grad saßen wir natürlich draußen) und dort gab es dann auch noch die Geschichte der Geschichten. Ich habe um die 15 Deutsche in Itajubá getroffen - angehende Wasserbauingenieure von der Offiziershochschule in München, welche gerade auf Exkursionsreise in Brasilien waren (die Geschichte verbreitet sich hier übrigens als die "Invasion der Deutschen"). Da Marcelo unbedingt wissen wollte, was die scheinbar Deutschen (er hatte das mal wieder ganz klar erkannt, denn wer rennt schon bei 10 Gad im T-Shirt rum) denn in einem Kaff wie Itajubá machen, habe ich die Gruppe also gefragt.

7 von ihnen sind wir dann den ganzen Abend nicht mehr losgeworden. Erst einmal durften wir ihnen eine Taxi rufen (natürlich konnte keiner von denen ein Wort Portugiesisch) und sie dann in die Bar Cultural (einen Studentenclub) begleiten (wo sie gleich mal beim Bestellen eines Bieres scheiterten). Da dort nix los war (also es gab schon eine Band, aber die spielte vor vielleicht 20 Leuten und normalerweise passen in die Räumlichkeiten 2000) sind wir mit ihnen weiter in den Pub gezogen - eine Art Disko mit Technomusik. Aber irgendwie hat dort drinnen eh nur jeder gequatscht, so dass sie die Musik auch ausmachen hätten können... Dort traf ich noch eine Menge bekannte Gesichter und weiß wieso ich hier nicht gerne weggehe - man ist ständig damit beschäftigt Männer abzuwimmeln... Auf der anderen Seite wollten alle Single-Brasilianerinnen mit den Deutschen verkuppelt werden. Verständigung natürlich nur über Körpersprache. Sehr witzig kann ich euch sagen... Ich glaub wir haben gegen 4:15 den Club wieder verlassen - ein ungeplanter, aber dennoch lustiger Abend!

ich vor meiner brasilianischen "Heimatstadt" Itajubá

Am Sonntag bin ich mit Gisela, Marcelo und Pedro (dem Mitbewohner von Marcelo) auf dem Dach des Hochhauses, in welchem sich die WG von Marcelo und Pedro befindet, gewesen. Natürlich war ich der Grund, wieso wir unbedingt da hoch mussten (ich muss doch unbedingt mal das schöne Itajubá von oben sehen) und nach ein bisschen Überredungskunst hatten wir vom Doorman den Schlüssel bekommen - in Deutschland undenkbar.

die berüchtigte Leiter, die
Satellitenschüssel und Marcelo

Über eine Leiter ging es an der Satellitenschüssel (mein Hintern ist gar ni so dick, immerhin bin ich gut vorbei gekommen, manch anderer musste drum herum klettern) vorbei auf das ungesicherte Dach samt Blitzableiter. Der Blick war echt toll, aber dennoch hatte ich ein leicht mulmiges Gefühl mitten auf einem Dach zu stehen.

Pedro post auf dem Dach

Danach schauten wir uns noch den Betriebsraum der Fahrstühle an (also dort wo das obere Ende der Fahrstühle ist) und präsentierten uns dann alle vier zur Schlüsselabgabe beim Doorman (nicht dass er denkt, einer wäre auf dem falschen Weg nach unten gekommen...).

Danach bin ich mit Marcelos Rad über Itajubás Holperpisten und eine verschlammte Schotterpiste zum Baden in meinen Club gefahren und habe die Landschaft um Itajubá herum genossen.

die Straße zum Clube Itajubense

Als Schlussbemerkung noch eine neue Busgeschichte. Heute fuhren wir gleich mal mit offener Tür durch die Gegend. Ich hatte mir schon überlegt, wie ich den kleinen Jungen (
der genau vor mir an der Tür stand) rette, wenn wir die eine böse Kurve mal wieder mit gefülltem Vollgas fahren, und ich zum Held von Itajubá werde. Aber nach der Hälfte der Fahrt fiel dem Busfahrer dann doch ein, dass wir ja Türen haben... (erstaunlicherweise konnte man die sogar zu machen - scheint neu hier in Brasilien zu sein) Nix da mit Held sein...