Dienstag, 28. Oktober 2008

TUSCA

Am Donnerstag bin ich mit der Universidade Federal de Itajubá nach São Carlos gefahren. Dort fand vom Donnerstag bis zum Sonntag ein Uni-Sport-Wettbewerb mit dem Namen TUSCA (Taça Universitária de São Carlos) statt. Eigentlich war das Ganze eher eine als Sportwettkampf getarnte Partyveranstaltung.
Da ich an der Universität hier eine Studentennummer habe und man Hoffnung in mich setzte, dass ich im Schwimmen dort abräumen könnte, hatte man mich gefragt mitzukommen. Ich fuhr also mit ungefähr 300 anderen Studenten - der größte Teil hatte keine sportlichen Aktivitäten vor - in 6 Reisebussen in 6 Stunden bis nach
São Carlos.

der Abendhimmel von São Carlos

Mein Schwimmwettkampf sollte erst am Samstagmorgen sein, so dass ich genügend Zeit hatte, einfach mal nix weiter zu tun. Am Donnerstag ging der Partymarathon (die meisten waren nach 6 Stunden Busfahrt eh schon reichlich angeheitert) mit dem sogenannten Curso los. Das ist eine Art Umzug, welcher am Ende auf einem Partygelände endet. Hauptbestandteil des Umzugs ist das Trio Eléctrico - ein Laster ausgerüstet mit Lautsprechern und einer Band oben drauf. Trotzdem es erst 18 Uhr war, fingen alle Brasilianer sogleich an zu tanzen, zu springen, zu küssen und natürlich weiter zu trinken. Nach 3 Stunden hinter, vor und neben dem Trio Eléctrico laufend erreichten wir endlich das Partygelände. Ich war alleine schon vom gehen ganz schön geschafft (schließlich hatten wir um die 30Grad), ich will nicht wissen, wie es den Brasilianern ging, die die ganze Zeit durchgehüpft und getanzt hatten.
(einen guten Überblick über den Curso und das Konzert bekommt ihr unter: http://www.youtube.com/watch?v=V-EwtgW5In4, meine eigenen Videos geben leider den Ton nicht ordentlich wieder)


Trio Eléctrico
(Video hat leider keine so gute Tonqualität)


Auf dem Partygelände spielte dann noch eine Band. Musikalisch gesehen war der Abend eigentlich auch schön - schließlich gab es so fast alles aus der brasilianischen Welt der Musik zu hören (besonders stark vertreten waren Samba und Gesänge aus Bahia). Aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich damit beschäftigt war, Kerle los zu werden. Wie ich bereits in einem früheren Blogeintrag geschrieben habe, scheint es hier üblich zu sein, alle möglichen Leute auf Partys zu küssen. Und diese Party schien auch so eine zu sein. Ana, meine Mitbewohnerin hatte nach 15 Minuten bereits 3 Typen geküsst. Fernanda hatte das Ziel die 100 auf ihrer Kussliste vollzubekommen - es fehlten nur noch 9. Bis zum Kuss Nummer 7 habe ich für sie mitgezählt (aufgrund des Alkoholpegels hatte sie doch ihre Schwierigkeiten beim Zählen). Ich nehme an, die letzten 2 hat sie auch noch geschafft.
Ohne etwas zu tun, hätte ich bestimmt schon 10 Männer küssen können. Da ich aber natürlich meinen Christian habe und selbst wenn ich Single gewesen wäre nicht alle möglichen Herpesviren sammeln wöllte, ging mir dieses ganze Ich-Will-Dich-Küssen-und-Dich-Antatschen ziemlich auf den Senkel. Wie sehr habe ich mir doch gewünscht, wenigstens an diesem Abend mal brasilianisch auszusehen und nicht aufzufallen...

unser Maskottchen

Was ist dieses TUSCA nun eigentlich. In
São Carlos gibt es zwei Universitäten - die UFSCAR und die USP. Seit 29 Jahren gibt es zwischen diesen beiden Universitäten einen Sportwettkampf mit so allen erdenklichen Sportarten. Damit sie sich nicht so alleine fühlen laden sie jedesmal die Universität aus Campinas (UNICAMP) und aus Itajubá (UNIFEI) ein.

Am Freitag habe ich mir die Sportwettkämpfe angeschaut, welche meine Uni alle glorreich verlor. Einige Ergebnisse, die stark am sportlichen Niveau Itajubás zweifeln lassen: die Damen verloren im Handball 1:22 (das eine Tor habe ich auch noch verpasst, da ich gerade auf Toilette war) und im Rugby haben wir in 3 Spielen einen Punkt gemacht (die Spiele spielten sich größtenteils eh auf der falschen Seite der Mittellinie ab). Im Anfeuern waren wir dafür Weltmeister - auch wenn wir manchmal vergaßen, wen wir eigentlich anfeuerten. Mit lautem Getrommel, lautstarkem Gesinge (die Texte hatten wir alle während der Anreise noch einmal bekommen) und Getanze war das für mich mit eins der schönsten Erlebnisse bei diesem Wettkampf. Alle standen hinter ihrer Universität und feuerten gemeinsam an oder sangen halt einfach so, wenn gerade keiner zum anfeuern da war. Und eins muss man ihnen lassen, singen und rhythmisch Trommeln können sie auf jeden Fall.

der Wettkampfpool

Am Freitag gab es eigentlich auch noch eine Party, welche ich aufgrund der Erlebnisse der letzten Nacht und der Tatsache, dass wir erst um 1 Uhr von den Wettkämpfen zurückkamen, ausließ. Die anderen ließen sich das natürlich nicht entgehen. Der Großteil meines Übernachtungszimmers kam gegen 6 Uhr zurück, aber als wir 8:30 mit dem Bus am USP-Campus, wo die meisten Sportwettkämpfe stattfanden, ankamen, freuten sich die letzten Nachtschwärmer mit dem Bus zu unserer Übernachtungsstätte auf dem UFSCAR-Campus zu gelangen. Mein morgendliches Aufstehen und Zusammenpacken habe ich in 5 Minuten erledigt, da mich 7:30 jemand weckte und meinte der Bus fährt los (man hatte mir eigentlich 8 Uhr als Abfahrtszeit gesagt). Der Bus fuhr letztendlich 8:20 los - naja Brasilien halt.

Aufgrund der Partynacht waren beim Schwimmen außer den Schwimmen, den Schachspielern, den Beach-Volleyballern ein paar Frühaufstehern nicht wirklich viele Leute zum Anfeuern da. Dennoch habe ich alle meine 3 Strecken (mehr durfte man irgendwie nicht schwimmen) gewonnen - auch wenn es diesmal sogar eine Sportlerin gab, die halbwegs mit mir mithalten konnte. Die Zeiten, die ich dabei über die 50 Freistil, 50 Schmetterling und 100 Lagen geschwommen bin, weiß ich leider nicht, da die Zeitnehmer eine Heimlichtuerei drum gemacht haben. Zumindest war meine Uni über meine drei Siege begeistert und sang mir, als ich am Busbahnhof aus den Bus ausstieg (ich wollte ja noch weiter nach
São Paulo fahren) noch einmal kräftig den Uni-Song als Verabschiedung. Und ich wette, ich werde in meinen letzten 2 Wochen in Itajubá noch so ab und zu als Phelps auf der Straße angesprochen (So haben mich die meisten von der Uni während des TUSCA-Wettkampfes immer genannt. Die stehen hier alle voll auf den ...)

das UNIFEI-T-Shirt für den TUSCA-Wettkampf
und meine Medaillen
(Ist die Farbe nicht toll?)

Heute habe ich dann noch erfahren, dass ich die einzigen Goldmedaillen für die UNIFEI geholt habe. Nur im Fußball der Frauen konnten sie sich wenigstens noch eine Silbermedaille sichern. Ich bin also der Retter von UNIFEI (und erstmalig in der Gesichte von TUSCA hat jemand von der UNIFEI im Schwimmen Gold geholt) ...

2 Kommentare:

Congratulations zu deinen Siegen!!! Hast du die Möglichkeit, deine Zeiten noch aus'm I-net rauszubekommen oder ist das aussichtslos? Und wie lang war das Becken denn?

Ich glaube an die Zeiten werde ich nicht mehr rankommen. Ich denke, ich war auch nicht sonderlich schnell. Die Hitze hat mir sehr zu schaffen gemacht...
Das Becken war 25m - nehme ich an. Nachgemessen habe ich natürlich nicht.