Sonntag, 19. Oktober 2008

Eine brasilianische Farm

Heute hat mich Maurilio mit auf seine Farm genommen. Maurilio ist der Professor, der hier in Itajubá alles für mich organisiert hat (Arbeit, Unterkunft, Abholung am Flughafen, Bundespolizei, ...).

der Jeep, mit dem Maurilio übrigens
auch zur Uni fährt


8:30 sollte es losgehen und untypisch für Brasilien war er bereits 8:23 mit seiner Tochter (leicht jünger als ich) vor meiner Haustür. In seinem uralten Jeep (ich saß hinten drinne, mit freier Aussicht nach hinten) ging es aus Itajubá heraus, zunächst über asphaltierte Landstraßen, später dann über Wiesen steil den Berg hinauf. Alle 2 Minuten musste ein neues Tor geöffnet und wieder geschlossen werden, damit die Kühe auf der richtigen Weide bleiben. Das ständige Aussteigen hat zum Glück ein Freund von Maurilio gemacht, welchen wir auf der Fahrt eingesammelt haben.

ein Schuppen und im Hintergrund Bananenpflanzen

Nach einer reichlichen Stunde erreichten wir Maurilios Farmhäusel (auf dem Farmgelände waren wir schon eine ganze Weile unterwegs). Wie sollte es auch anders sein, nach wenigen Minuten fing es kräftig an zu regnen. Nach zwei Stunden in der Hängematte herumgammeln und am Feuer aufwärmen wagten wir uns das erste mal wieder heraus, konnten aber nur ein paar Wasserfälle und die noch sehr jungen Apfelbäume anschauen, bevor es wieder anfing zu regnen.

oben auf dem Berg (immer noch Maurilios Land),
leider lässt das Wetter zu wünschen übrig

Eine weitere Weile später - ich hatte mittlerweile bereut die halblangen Hosen angezogen zu haben, da es doch deutlich abkühlte - sah es endlich wieder freundlicher aus, so dass wir uns aufmachten, auf dem Farmgelände hinauf zu steigen und die Rinderherden zu suchen. Es ging Ewigkeiten auf kleinen Trampelpfaden und über zahlreiche Kuhfladen aufwärts und ich habe mich echt gefragt, wieso die Kühe immer auf die Berge rennen müssen. Als wir endlich oben angekommen waren konnten wir dann aber einen schönen Blick ins Tal werfen und auf die Kühe, die vor uns ausrissen.

ein Teil der Kuhherde

Maurilio hat, wenn ich mich jetzt nicht täusche, zwei Herden. Eine Herde hat 17 Rinder, die andere paar-und-20 (genau weiß ich es nicht mehr). Diese wenigen Rinder haben aber ein riesiges Gelände für sich und man muss sie teilweise wirklich suchen. Insgesamt sah es hier wie auf einer Alm in den Alpen aus, nur dass weniger Kühe aus den Quadratmeter kommen...
Abwärts ging es an großen Ameisenhaufen und Bienenstöcken im Baum vorbei und später dann über eine Bananenhain zurück zu Maurilios kleinem Häusel (selbst die Sonne kam heraus).

ich zwischen den Bananenpflanzen

Zwischendurch haben wir noch für mich völlige neue Früchte gegessen: Jabuticaba. Die wachsen direkt am Baumstamm und den Ästen und schmecken ähnlich wie Weintrauben. Die Schale ist sehr hart und schmeckt nicht wirklich. Innen sind mehrere größere Kerne, welche ich ebenfalls dem Waldboden überlassen habe. Nur das Fruchtfleisch ist so wirklich richtig essbar und sehr süß.

Jabuticaba

Außerdem haben wir noch zwei grüne Avocados für mich mitgenommen, die ich dann etwa in einer Woche essen kann. Und ich bekam eine Erläuterung verschiedener Bananensorten. Aber das sind zu viele, um die jetzt hier aufzuzählen. Merkt euch nur, aus eigener Erfahrung hier in Brasilien, dass nicht jede Banane reif ist, wenn sie gelb ist (ich wurde nach einem scheußlichen Geschmackserlebnis vor einiger Zeit belehrt, dass die eine Sorte erst reif ist, wenn die Schale schon fast komplett Schwarz ist).

Bevor wir wieder mit dem Jeep zurückfuhren, wurde uns von dem Mann, der sich in der Woche um die Farm kümmert, noch ein leckeres verspätetes Mittagessen zubereitet (Nudeln mit Kräutern und 'ner Art Tomatensauce und dazu leckeres Fleisch). Auf dem Rückweg mussten wir dem Wagen zweimal helfen, damit er heil nach unten kam. Da die Räder beim Anfahren am Berg im Schlamm durchdrehten, legten wir einen dicken Ast unter eins der Räder. Als es dann später sehr steil bergab ging, mussten alle außer Maurilio laufen, da wir nach dem köstliche Mittag zu schwer gewesen wären... (wahrscheinlich auch ohne das Mittag).

Maurilio fährt uns davon
(nur sein Freund hält noch mit)


Insgesamt ein wie immer verregneter, aber sehr schöner Ausflug. Nur die vorsorglich aufgetragene Sonnencreme war wohl mehr oder weniger verschwendet.