Von Lençois aus fuhren wir mit dem Bus nach Feira de Santana, was etwas 100 km von Salvador entfernt im Landesinneren liegt. Ursprünglich wollten wir direkt nach Salvador fahren und von dort das teure Schnellboot auf die Ilha de Tinharé nach Morro de São Paulo nehmen. Aber da so eine Rundreise im allgemeinen ja auch nicht billig ist (auch wenn man eingestehen muss, dass das Preisniveau doch deutlich unter europäischen Verhältnissen liegt), entschieden wir uns für die günstigere Variante, bis nach Valença zu fahren und von dort auf die Insel überzusetzen.
Mitten in der Nacht, kurz nach 4:00 (obwohl der Fahrer eigentlich 4:30 gesagt hatte), kamen wir in Feira de Santana an. Glücklicherweise hatte ich bemerkt, dass der Bus durch eine Stadt kurvte und Christian bei Ankunft im Busbahnhof geweckt, sonst wären wir wahrscheinlich bis nach Salvador gefahren.
Unser Anschlussbus nach Valença ging erst 5:30, so dass wir den Morgen auf dem Busbahnhof verbrachten. Ich ließ mich von einem Mitarbeiter einer Busgesellschaft, welcher gerade Dienstschluss hatte und auf dem Weg nach Hause war, in ein Gespräch auf Portugiesisch verwickeln. Christian saß etwas teilnahmslos daneben und fragte ab und zu (sehr schläfrig) über wen und was wir uns denn so Schönes unterhielten.
Für die nicht einmal 200 km lange Strecke benötigte der Bus, welcher auch an jeder erdenklichen Stelle anhielt, 4 Stunden. Neben uns im Bus saß eine junge Mutter mit zwei Kindern, welche sich ständig lautstark schreiend und quickend über etwas freuten. Am witzigsten fand ich den kleinen Jungen, der vielleicht 1,5 Jahre alt war (kann auch älter gewesen sein). Er fasste seiner Mutter immer an die Brust und zog das Top runter, da er gestillt werden wollte. Und ja die Mutter stillte das Kind noch, eine Sache, die man in Deutschland ja in diesem Alter eher selten sieht.
In Valença stiegen wir ein Stück vor dem Busbahnhof aus, weil wir mitbekommen hatten, dass man von dieser Stelle aus zum Hafen laufen konnte. Und genau das machten wir dann mit 3 Brasilianern zusammen, die auch in unserem Bus gesessen hatten und zufälligerweise das gleiche Ziel hatten.
Da wir ziemlich müde waren, entschieden wir uns für das Schnellboot, welches uns in 30 Minuten (statt 120 Minuten) auf die Insel brachte.
Ich hatte vor der Reise bereits ein kleines Häusel in unmittelbarer Nähe zum Strand reserviert (Projeto Tinharé). Am Hafen holte uns deshalb mit einiger Verspätung und einem Anruf meinerseits (gar nicht so einfach jemandem am Telefon in Portugiesisch klar zu machen, wo wir sind) Manuel ab. Dieser eröffnete uns sogleich, dass unsere gebuchte Casa Vermelha leider noch belegt sei (und man die Leute ja nicht einfach rausschmeißen könne), wir aber in einem anderen Haus unterkommen. Naja toll. Also reserviert (und bereits angezahlt) heißt in Brasilien also nicht gerade viel. Hier zählt: Wer zu erst da ist, mahlt zu erst...
Anstatt in der Casa Vermelha kamen wir dann im Chalet unter, welches extra für uns noch fix zurecht gemacht wurde. Der Weg von Morro de São Paulo - dem Hauptort der Insel - zu unserem Häusel war nicht gerade einfach. Zum einen ist die Insel autofrei, zum anderen geht der Weg größtenteils am Meer entlang und ist sehr gezeitenabhängig. Mit unseren großen Rucksäcken und einer eher schlaflosen Nacht wanderten wir also Manuel über Sand, Stein und durchs Wasser hinterher.
Unser Häusel war klein aber eindeutig ausreichend. Neben einem Bad und einem Schlafzimmer hatten wir eine kleine Küche und einen Balkon mit Hängematte (ideal zum relaxen und die Seele baumeln lassen). Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht hatten, testeten wir sogleich unseren Strand, der fast direkt am Haus lag. Ein sehr erfrischendes Erlebnis.
Bevor wir uns auf den Weg in die "Stadt" machten, beobachteten wir noch ein wenig die Fledermäuse (angeblich essen sie nur die Mücken und nicht uns), die sich mit uns das Häusel teilten. Sie hingen an unserem Dach und flogen, einmal aufgeschreckt, panisch durch Türen und Fenster hindurch.
Von unserer Unterkunft brauchten wir ca. 20 Minuten am Strand entlang (teilweise wanderten wir aufgrund der Flut durchs Wasser) nach Morro de São Paulo. Ursprünglich war Morro de São Paulo ein kleines verschlafenes Fischerdorf (eines der Ältesten des Bundesstaates Bahia). Heute ist es bereits sehr touristisch geprägt und bietet mit zahlreichen Pensionen, Hotels und Restaurants für Jeden etwas. Wir wanderten zunächst über die Sandstraßen von Morro de São Paulo und schauten uns dann die ersten der bekannten Strände an. Der Einfachheit halber sind die Strände hier durchnummeriert (unser Strand am Haus hatte keine Nummer, sondern den schönen Namen Ponta da Pedra). Der erste Strand (Primeira Praia) ist ein relativ kleiner Ortsstrand. Anschließend folgt mit dem zweiten Strand (Segunda Praia) der Partystrand. Im weiteren Verlauf schließen sich dann noch der dritte (Terceira Praia), vierte (Quarta Praia) und fünfte Strand (Quinta Praia) an.
Wir begnügten uns zunächst mit den ersten zwei Stränden und besuchten abends eines der vielen Restaurants. Der Rückweg zum Häusel gestaltete sich, trotz Taschenlampe, im Dunkeln und bei einsetzender Flut als schwierig. Nach einigen Umwegen und Passagen durch den Wald haben wir unser Haus dann doch noch gefunden und waren, nachdem es mittlerweile auch zu regnen angefangen hatte, sehr glücklich darüber.
Der nächste Tag wurde ein wunderschön sonniger, aber nicht zu heißer Strandtag. Bevor wir uns in die Fluten stürzten, begutachteten wir die Strände von dem auf einem Hügel stehenden Leuchtturm aus. Hier hatte man auch die Möglichkeit sich über ein Seil ins Meer gleiten zu lassen, was wir aber nicht machten. Stattdessen kauften wir uns das passende Strandoutfit: ich einen neuen Bikini, Christian ein paar Brasilien-Flip-Flops und wir zusammen ein Brasilien-Strandtuch.
Zunächst badeten wir am zweiten Strand, was uns aber bald zu heiß wurde. Wir liefen deshalb weiter am dritten Strand entlang (einem bei Flut wirklich sehr schmalen Strand) bis zum vierten Strand, wo wir einige Zeit verbrachten. Das Wasser war hier extrem flach, der Strand dafür kilometerlang und sehr ruhig. Neben uns lagen zwei französische weibliche Krebse ;-) (zumindest die eine befand sich bereits auf dem besten Weg zum Hautkrebs, so rot war sie). Wie immer cremten wir uns kräftig ein und rückten zudem in den Schatten.
Zum Abendessen gab es ein von Donna Isabel zubereitetes traditionelles brasilianisches Menü - gebratenes Fleisch mit Zwiebeln, Bohnen und Reis. Das ganze kostete uns für zwei Personen gerade mal 14 Reais - also umgerechnet 5 Euro - ein echtes Schnäppchen.
Am nächsten Tag war leider bereits unser Abreisetag gekommen. Wir gingen ein letztes Mal am Strand spazieren (diesmal in Richtung Gamboa), testeten halbherzig die Lehmabbruchstelle (wenn man darin badet und den Lehm trocknen lässt, soll man danach ganz weiche Haut bekommen), klauten ein wenig Sand (meine Mutti sammelt doch Sand von überall) und ließen unsere Tierabenteuer Revue passieren. Neben den Fledermäusen hatten wir auch einen kleinen Frosch (welcher sich nach dem Wandklettern in eine meiner Tüten mit meiner Kleidung verkrochen hatte), Riesengrillen (die auch entsprechenden Lärm machten und einmal Christian auf den Kopf sprangen) und eine Riesenkakerlake im Haus. Am Strand schienen die Steine zu leben. Immer wenn man sie passierte, rannten auf einmal unzählige Assel-ähnliche Tierchen auf dem Stein umher und flüchteten in die dunklen Ecken. Außerdem gab es sehr viele Krebse zu sehen. Absolutes Highlight für uns war aber der gestrandete Kugelfisch. Danach bin ich nur noch einmal, etwas zögerlich baden gegangen ...
Aber trotz der Tier eine echt tolle Insel, wo man ein paar wunderschöne, relaxte Tage verbringen kann (und wem eine simple Hütte zu einfach ist, der hat die Wahl zwischen zahlreichen Hotels der oberen Klasse). Aber für uns war der 2,5-tägige Ausflug auf die Ilha de Tinharé erst einmal zu Ende.
Von unserer Hütte aus ging es wieder am Strand entlang zum Hafen, wo wir 11:30 das teure und für das Hervorrufen von Seekrankheit berühmte Schnellboot (60 Reais pro Person) nach Salvador nahmen. Viele gefüllte Kotztüten (nicht von uns) auf der 2-Stunden-Fahrt straften alle Zweifler Lügen. Der Katamaran und das Meer hatten ganze Arbeit verrichtet...
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