Wir hatten uns für die 1200 km-Fahrt von São Paulo nach Foz do Iguaçu für einen Leito-Bus entschieden. Leito-Busse sind die besonders bequemen Reisebusse mit weniger Sitzen und mehr Komfort und Platz (sowie angebotenen Decken und Kissen). Die Fahrt dauerte 14,5 h und die meiste Zeit davon haben wir schlichtweg verschlafen. Da der Bus etwas eher als geplant in Foz do Iguaçu ankam, hätten wir beinahe verträumt auszusteigen (gut das es die Endstation war). Als ich dann aber auf einmal ein Handynetz aus Paraguay unter den verfügbaren Netzen fand und noch mal beim Fahrer nachgefragt hatte, haben auch wir uns aus unseren Sitzen herausgequält.

Cataratas do Iguaçu - die größten Wasserfälle der Welt

Im Busbahnhof konnte ich erstmals mein Portugiesisch unter Beweis stellen und erkundigte mich bei allen möglichen Busgesellschaften über Busse nach Campo Grande, die am nächsten Tag fuhren. Als auch dies gemeistert war und wir ein Ticket für die nächste Busfahrt hatten, konnte es per Taxi (wir hatten keine Lust 1 Stunde auf den Bus zu warten) in das bereits gebuchte Hostel gehen.

Dort wurden wir auch gleich mit einem kostenlosen Frühstück begrüsst, mit welchem wir uns für die nachfolgende Besichtigung der brasilianischen Seite der Wasserfälle stärken konnten.

wir direkt vorm Wasserfall

Foz do Iguaçu liegt direkt an der Grenze zu Argentinien und Paraguay. Die Iguaçu-Wasserfälle - Cataratas do Iguaçu - liegen zum größten Teil auf der argentinischen Seite. Nur 19 der Wasserfälle befinden sich in Brasilien (je nach Jahreszeit sind es zwischen 150-275 insgesamt). Dafür hat die brasilianische Seite den Vorteil, dass man die Gesamtausmaße der Fälle besser überschauen kann. Deshalb sagen die Brasilianer auch gerne: die Argentinier haben die Bühne, aber wir das Privileg das Stück zu sehen.
Die Wasserfälle erstrecken sich über eine Länge von 2,7 km, sind bis zu 90 m hoch und überragen somit bei weitem die besser bekannten Niagarafälle in Nordamerika, welche nur 1,3 km breit und bis zu 47 m hoch sind.

die Wasserfälle mit angelegten Besucherwegen
(inkl. Dusche)

Bei strahlendem Sonnenschein und geschätzten 30 Grad hatten wir super Bedingungen dieses Naturschauspiel inkl. Regenbogen, ohrenbetäubendem Getose und einer erfrischenden Dusche im Sprühnebel zu erleben.

ein Tukan im Parque das Aves

Danach haben wir uns in den direkt am Iguaçu-Nationalpark befindlichen Vogelpark - Parque das Aves - aufgemacht und versucht mit den Papageien zu reden. Leider wollte nur einer auf unser "Olá" antworten und auch auf Deutsch hatte keiner Lust (wahrscheinlich zu kompliziert). Dafür haben wir eine Menge sehr unterschiedlicher, sehr bunter Vögel gesehen, denen wir teilweise auch in begehbaren Käfigen sehr nahe kamen (eigentlich fanden wir es schon zu nah und hatten doch sichtlich Angst vor den großen Schnäbeln der Tukane).

"Fix & Alle" (das war so ungefähr das Einzige, was Christian noch raus brachte) ließen wir den Tag am Pool ausklingen und lauschten den lauten Grillen.

die argentinische Flagge

Am nächsten Tag ging es mit dem cleveren Cleverson (wir hatten uns entschieden aufgrund der Grenzformalitäten lieber mit dem Hostel über die Grenze zu fahren) auf zur argentinischen Seite der Wasserfälle. Nach einem Stop auf der Grenzbrücke, welche über den Rio Iguaçu läuft, und einer zugehörigen Fotosession kamen wir nach ca. 2 Stunden endlich am argentinischen Nationalpark an. Dort akzeptierte man freundlicherweise auch meinen brasilianischen Übergangsausweis (dank meines Visums), so dass ich als "in den Mercosul-Ländern Wohnende" nur die Hälfte des Ausländerpreises zahlen musste. Auf der brasilianischen Seite hatten sie das tags zuvor seltsamerweise nicht akzeptiert, dafür war es dort auch viel billiger.

ich auf der argentinisch-brasilianischen Grenze

Anschließend durften wir feststellen, dass unsere bereits am Vortag über das Hostel gebuchte Bootstour leider an diesem Tag ausfiel (da der Wasserspiegel wohl zu schnell gestiegen war). Das Geld haben wir dann nach einem Telefongespräch mit dem Hostel glücklicherweise von Cleverson wiederbekommen, da wir ja nicht noch einmal in das Hostel zurückkehren wollten.

der 90m hohe Garganta do Diabo

Mit einer kleinen Eisenbahn konnten wir dann in die Nähe des 90 m hohen Teufelsrachen - Garganta do Diabo fahren und über Stege über enorme Wassermassen bis zur Absturzkante laufen. Ein faszinierendes Erlebnis - gewaltige Wassermassen stürzen sich am Teufelsrachen unter ohrenbetäubenden Lärm in die Tiefe. Auch wenn wir nach einigen Stunden auf der argentinischen Seite der Wasserfälle langsam genug hatten von dem ganzen Wasser, war das Naturschauspiel hier weitaus beeindruckender anzusehen als auf der brasilianischen Seite.

Christian vor dem Teufelsrachen

Auf eigene Faust machten wir uns zurück nach Brasilien auf und brauchten diesmal weitaus weniger Zeit als mit dem cleveren Cleverson. Da wir nicht mehr allzu viel Zeit hatten, fuhren wir mit dem Taxi zum größten Wasserkraftwerk der Welt - dem Wasserkraftwerk Itaipú. Dabei handelte ich mit dem Fahrer gleich noch eine Rückfahrt aus (statt 46 Reais für hin und zurück bot er uns 40 Reais an). Die Hinfahrt (23 Reais - ca. 8 Euro) mussten wir bei Ankunft am Kraftwerk erst einmal nicht zahlen und freundlicherweise wollte er auch gleich unser Gepäck verwahren, was uns dann aber doch mehr als 8 Euro wert war, so dass wir es lieber in einem kostenlosen Schließfach deponierten.

das Wasserkraftwerk Itaipú

Nach einem etwa 20-minütigen Film in Portugiesisch (mit spanischen Untertiteln), von dem ich erstaunlich viel verstanden habe, wurden wir eine Stunde mit einem Bus durch das Kraftwerksgelände gefahren. Leider ging genau in dieser Stunde ein gewaltiges Gewitter los, was pünktlich zum Ende der Besichtigung aufhörte, so dass man auf den Bildern kaum etwas sieht. Dafür hatten Christian und ich viel Spaß, als wir an einem Besichtigungspunkt aus dem Bus ausgestiegen sind und klitsch-nass wurden (bei den hohen Temperaturen ist solch eine Abkühlung manchmal ganz angenehm).

Christian freut sich, dass bei dem Wind sein T-Shirt auch
hält ohne es anziehen zu müssen

Das Wasserkraftwerk ist das weltweit am meisten energieproduzierende (14.000 MW, dass ist ungefähr die Leistung von 12 deutschen Kernkraftwerken) und deckt 90% des paraguayischen und 25% des brasilianischen Energiebedarfs ab. Mit dem umstrittenen Bau 1975 wurden einige wunderschöne Wasserfälle zerstört, welche sich im Rio Paraná - dem aus Minas Gerais (meinem Bundesstaat) kommenden Grenzfluss zwischen Paraguay und Brasilien - befanden.
Während der Besichtigungsfahrt konnten wir die riesige Staumauer und die Turbinen sehen, und waren für einige Minuten auch ohne Grenzkontrolle in Paraguay.

klitsch-nass, aber dennoch glücklich

Als wir mit der Tour fertig waren, stand unser Taxifahrer schon bereit (er hatte die ganze Zeit gewartet) und brachte uns zum Busbahnhof, wo wir 18 Uhr einen Nachtbus nach Campo Grande nahmen.

2 Kommentare:

ich fürchte, ich muss es noch mal wiederholen: beeindruckende Fotos!!! Da will man gleich auch hinfahren. Vor allem, wenn du von den Temperaturen berichtest und man euch im T-Shirt sieht.
Wenn ich dein brasilianisches Lieblingsgericht koste, magst du dann den Christmas-Pudding probieren? ;) Nee, nur Spaß, den werd ich keinem mit Absicht antun..

Sei froh, dass wir die Strandbilder noch nicht hochgeladen haben... ;-)

Och ich glaub auf den Christmas-Pudding verzichte ich dann doch lieber. Hab nen lateinamerikanischen Laden in Dresden (Neustadt) entdeckt. Mal sehen, ob ich dort das Polvilho für mein pão de queijo bekomme.