Mit der längsten Busfahrt in Brasilien ging es in 16 Stunden von Brasília nach Seabra. Die Busfahrt führte uns unter anderem mehrer Stunden über Schotterpisten (ja ihr hört recht, der Reisebus fährt nicht nur auf Asphaltstraße), an total verdörrter Landschaft und 14 toten Kühen vorbei.
Die Busfahrt war nicht nur die Längste, sondern auch die Schlechteste. So wachte Christian nachts mit einem nassen T-Shirt auf, weil es durch die Lüftungsanlage reinregnete und außerdem hielt dazu noch andauernd der Bus an irgendeiner selbsternannten Bushaltestelle an. Aber wenigstens hatten wir überhaupt einen Bus bekommen (ich erinnere an den komplizierten Ticketkauf) - ja Christian ich danke dir ganz dolle dafür, trotz der miserablen Fahrt ...
In Seabra wollten wir eigentlich gar nicht bleiben, sondern in das ca. 1 Stunde entfernte Lençois - das Tor zur Chapada Diamantina - weiterreisen. Ein selbsternannter Taxifahrer kam uns da gerade recht und brachte uns für 75 Reais (wir hatten den Preis immerhin um 5 Reais herunter gehandelt) nach Lençois. Auch dort mussten wir nicht lange überlegen, wo wir hin gehen, denn João - ein Touri-Guide - bändelte sofort mit Christian an. Die Unterkunft Pousada Corona de Pedra gefiel uns, also blieben wir.
Gleich am ersten Nachmittag sollten wir den ersten Eindruck von der Chapada Diamantina - einem Nationalpark mit Canyons, Höhlen und Wasserfällen - bekommen. Mit João machten wir eine kleine Wanderung durch ein relativ ausgetrocknetes Flussbett zu Wasserfällen, die kaum Wasser führten (es hatte seit 6 Monaten nicht wirklich geregnet und überall gab es Waldbrände) und schauten uns die Sandsteinformationen an. Wie sich herausstellte war João noch recht neu in dem Touristengewerbe und war auch sonst noch grün hinter den Ohren. So machte er gern einen auf Gangster und hörte laut Musik über sein Handy (wobei er die bevorzugt englischen Texte kaum verstand und noch viel weniger nachsingen konnte) und erzählte uns von seinen Sauforgien. Viel über Natur, Land und Leute konnte und wollte er uns allerdings nicht erzählen.
Am nächsten Tag machten wir eine Tagestour zu verschiedenen Naturschönheiten (diesmal mit einem anderen Guide und einem schwedischen Touristen). Zuerst ging es am Rio Mucugezinho (einem Fluss mit mehreren Wasserfällen) entlang zum Wasserfall Poço do Diabo, an welchem wir ein erfrischendes Bad nahmen (nach kurzem Zögern, sprangen wir dem Guide hinterher ins Wasser).
Anschliessend ging es zunächst per Auto und dann zu Fuß auf das Wahrzeichen der Chapada Diamantina - den 1170 m hohen Berg Morro do Pai Inácio mit einer tollen Aussicht. Genauso wie an dem Wasserfall waren wir wieder die erste Gruppe auf dem Berg (es gab noch andere Guides, die die selbe Tour machten, aber zum Glück später als wir in Lençois losgefahren waren) und konnten den Blick in Ruhe genießen.
Die Tour führte uns nach dieser kleinen Wanderung erneut zu einer Badestelle - an die Gruta da Pratinha, wo wir zwischen zahlreichen Minifischen schwimmen gingen. Der Fluss fließt kurz nach der Badestelle in eine Höhle, welche man aber nur tauchend erkunden kann (was wir leider nicht machen durften). Wir begnügten uns mit dem Blick auf das blau funkelnde Wasser und fuhren weiter zur Gruta da Lapa Doce. Hier wurden wir mit Helmen ausgestattet und von einem Einheimischen durch das Höhlenlabyrinth geführt. Zahlreiche Tropfsteine und interessante Felsformationen machten die Höhlenwanderung zu einem schönen Erlebnis. Besonders mulmig wurde es, als der Guide für 1 Minute das Licht löschte und uns die Stille und Dunkelheit hören und fühlen ließ.
Den Abend verbrachten wir in dem schmucken Städtchen Lençois, wo wir brasilianischer Trommelmusik lauschten und dazu tanzende Mädchen bewunderten (sie übten täglichen für das große Fest am kommenden Tage) und den Abend in einer Bar ausklingen ließen.
An dem Abend kam auch der von den Einheimischen lang ersehnte Regen, so dass wir am nächsten Morgen nicht wie geplant eine Wanderung mit João machen konnten. João zog es vor sich überhaupt nicht mehr blicken zu lassen - ein "klasse" Guide.
Da unser Bus erst 23:30 in Lençois abfuhr, suchten wir auf eigene Faust nach Möglichkeiten auch einen letzten schönen Tag in der Chapada Diamantina zu verbringen. Neben Souvenireinkäufen besuchten wir also einige Touragenturen. Eine bot auch die Gruta do Lapão - die größte Quarzsteinhöhle Brasiliens (wie wir später bemerkten gibt es überhaupt nur zwei in Brasilien) - an, welche ich mir spontan in den Kopf gesetzt hatte. Nach einigem rumtelefonieren hatte die Agentur einen Guide aufgetrieben, welcher auch in der Lage ist die Höhle mit uns zu durchwandern (davon gibt es scheinbar nicht viele).
Der Guide war eindeutig der Beste von den Dreien, die wir bisher hatten, und lehrte uns viel über Flora und Fauna und die Menschen in der Gegend. Beispielsweise erzählte er uns zu allen wildwachsenden und sonderbar aussehenden Früchten eine kleine Geschichte und bot uns die essbaren auch zum Verzehr an. Christian hat ab und zu mal gekostet. Ich konnte der Versuchung widerstehen...
Er erzählte uns auch ausführlich vom früheren Diamantenabbau (deshalb auch der Name Chapada Diamantina) und dass sich noch zahlreiche Diamanten hier befinden. Er selbst war früher Diamantensucher, bekam aber nur 1% des Wertes, wenn er einen gefunden hatte. Dem Diamantenabbau gab man vor einiger Zeit zu Gunsten des Tourismus auf.
Auf einer flotten Wanderung (es wurde ja schließlich bald dunkel) machten wir uns zum Eingang der Höhle auf, welche gleich bei Lençois liegt. Die Höhle entstand durch einen unterirdischen Fluss, der das Gestein immer weiter aushöhlte und schließlich zu einem Einsturz führte. Deshalb ist die Höhle auch nicht gerade leicht zu begehen. Überall liegen Gesteinsplatten kreuz und quer herum und durch einen schmalen "Gang" kann man sich auf eine tiefere Ebene der Höhle (dort floss der Fluss nach dem teilweisen Einsturz weiter) begeben. Christian hatte anfangs auch ganz schön mit der Deckenhöhe zu kämpfen und die Aussage des Guides, dass in der Höhle schon mehrere verlustig gegangen sind, ließ uns nicht unbedingt wohler fühlen. Der Guide hat einmal eine Familie nach 2 Tagen in der stockfinsteren Höhle rausgeholt. Der Mann der Familie, er war derjenige der die Höhle besuchen wollte, hatte den Ausgang nicht mehr gefunden und irgendwann ging auch ihr Licht aus. Der Guide hat uns erzählt, dass die Frau sich sofort nach Befreiung aus der Höhle von ihrem Ehemann getrennt hat.
Wir waren aber bei unserem Guide in guten Händen. Zwar war er seit 4 Jahren nicht mehr in der Höhle (sie scheint nicht gerade die Touristenattraktion Nummer 1 zu sein), aber kannte sie seit dem Kindesalter. An einer Stelle löschten wir wieder das Licht und betrachteten die Dunkelheit und die blitzenden Feuersteine, welcher unser Guide auf den Boden warf. Nach einer aufregenden Wanderung, welche echt sehr beeindruckend war, waren wir letztendlich auch ein wenig froh, wieder heil aus der Höhle herausgekommen zu sein.
Den Abend verbrachten wir noch in Lençois, bevor wir 23:30 mit dem Bus Richtung Küste aufbrachen.
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