... einen Film komplett in Portugiesisch angeschaut, einen kompletten Gottesdienst durchgemacht, in Brasilien verzweifelt und hier eine Postkarte bekommen. Das sind so meine letzten Tage zusammengefasst.
Am Wochenende wagte ich das Filmabenteuer - zum Einstieg wählte ich natürlich einen deutsche Film, den ich bereits kenne: Adeus Lenin, also Goodbye Lenin. Damit es auch wirklich eine Übung wurde, verzichtete ich auf den möglichen deutschen Untertitel, und wählte alles in Portugiesisch. Mist nur, dass das gesprochene Portugiesisch ziemlich vom portugiesischen Untertitel abwich. Was haben die sich nur dabei gedacht? Verstanden hab ich erstaunlich viel vom Film, nur am Ende musste mir Marcelo mit dem Inhalt etwas auf die Sprünge helfen. Marcelo fand den Film toll, Gisela hat ihn zumindest halb verschlafen (so langweilig sind deutsche Filme also) - betonte aber, nachdem sie sich das Ende später angeschaut hatte, dass auch sie ihn gut fand.
Am Sonntagabend ging ich das erste Mal in meinem Leben wirklich zu einem Gottesdienst (abgesehen von welchen, die ich bei Kirchenbesichtigungen zufällig gestört habe). Im größten katholischen Land der Welt, musste ich mir das natürlich mal anschauen. Gisela nahm mich mit und sagte mir auch, was ich zu tun hatte (zum Glück). Anfangs fand ich es ja noch ganz witzig, wie alle von der Kirche in ihren weißen Kitteln in die völlig überfüllte Kirche einmarschierten und sangen. Nach dauerndem Aufstehen und wieder Hinsetzen, wobei das Stehen den größten Teil der Zeit in Anspruch nahm, fand ich es dann irgendwie nicht mehr so toll. Verstanden habe ich so gut wie nix, trotz Zettel zum Mitlesen (außer "Gott ist in eurem Herzen" & "uns gehört nix, alles gehört Gott"). Mittlerweile weiß ich auch, wieso ich nicht christlich bin - die haben ja alle andauernd gesungen, also absolut nix für mich. Ich habe immer fleißig meinen Mund zu dem Text auf dem Zettel mitbewegt, damit ich auch ja nicht zu sehr auffalle.
Also es mir zu langweilig wurde habe ich meine Blicke durch die nicht gerade besonders schöne Kirche schweifen lassen. Ziemlich bunte, irgendwie zu bunte, Bilder und 14 Ventilatoren. Abgehoben sind wir aber nicht, den scheinbar werden die nur im Sommer angemacht.
Nach bestimmt 50 Minuten umarmten sich auf einmal alle und sahen sehr freudig aus - irgendwie dachte ich, ah schön endlich ist der Gottesdienst vorbei. Das war aber gar nicht so. Der Frieden Gottes wurde verteilt und da musste man allen um sich herum die Hand schütteln bzw. die Leute, die man näher kennt, umarmen. Auch das habe ich überstanden, nach dem mich Gisela aufgeklärt hatte.
Nachdem die wirklichen Katholiken alle noch ein kleines Stück von einer Art Brot bekamen und beteten, war der Gottesdienst nach über einer Stunde vorbei.
Lustige Erfahrung, aber ein zweites Mal bekommt mich keiner zu einem solchen Gottesdienst. Viel zu anstrengend und langweilig.
Gestern bin ich dann das erste Mal so richtig in Brasilien verzweifelt. Mein Trainer ist diese Woche in Sao Paulo, so dass ich nicht, wie sonst beim ihm vom Schwimmclub zurück nach Itajubá fahren konnte. Na gut, nehme ich also, wie ja auch hinzu, den Bus. Der sollte laut dem Mann an der Rezeption auch gleich kommen. Aber nix da von Bus. Nach 40 Minuten in mit nassen Haaren in der Kälte warten (ja es ist zur Zeit für hiesige Verhältnisse sehr kalt) und das bei absoluter Dunkelheit, keinem Mensch um mich herum und unter einem Sternenhimmel, der so gar nicht, wie der deutsche aussieht, habe ich aufgegeben. 40 Minutenlang habe ich jedem Licht zugefiebert, dass es ein Bus ist und dann war es wieder nur ein Auto oder ein Lkw (denen ich natürlich, in Hoffnung, es sei ein Bus, fälschlicherweise zuwank). Viele Autos sind insgesamt nicht vorbei gefahren - vielleicht insgesamt 20-25. Ihr seht es war also ziemlich ruhig. Letztendlich bin ich zurück zum Club und habe dann eine junge Frau gefragt, ob sie mich mit nach Itajubá nehmen könnte. Das hat dann glücklicherweise auch geklappt.
Fazit: Ich werde nie wieder versuchen rück zu den Bus zu nehmen. Ich werde einfach ganz dreist irgend wen im Club fragen.
Und nun noch zur Postkarte. Ja also wenn man mal 1,5 Monate keine Post bekommt, fiebert man doch tatsächlich der Post entgegen, von der man weiß, dass sie nach Brasilien unterwegs ist. Und trotz nicht vorhandenem Briefkasten - hier wird die Post beim Door-Man abgegeben - hat mich heute eine Karte aus Zypern erreicht. Vielen lieben Dank an meine Eltern! Ich hab mich sehr gefreut.
Posted by:
Katja
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