Nach dem missglückten Versuch vor einer Woche, nahm ich dieses Wochenende erneut den 2422m hohen Gipfel des Pico dos Marins in Angriff (der 23. höchste Berg Brasiliens). Diesmal aber mit Guide und Übernachtung - schließlich wollte ich nicht noch einmal auf halbem Weg stecken bleiben.
Am Samstagmorgen ging es nach Überprüfung des Gepäcks durch den Guide zu viert im Jeep los. Zur Wandergruppe gehörte neben dem Guide Orlando und mir noch ein Pärchen (Elen und Mario). Das Gepäck kam ganz klassisch auf's Dach und war nach über 20 km roter Schotterpiste auch kam mehr wieder zu erkennen. Ausgerüstet wurden wir zusätzlich noch mit Gymnastikstöcken (die, mit denen wir immer Ausschultern mussten), welche wir als Gehhilfen benutzen sollten. Also ich fand den Stock ja ab und an hilfreich, aber meistens war er mir dann bei den Kletteraktionen doch im Weg und ich ziemlich froh, als ihn mir Orlando abnahm.
Der Einstieg zur Wanderung ging gleich mit kräftigen Anstiegen los, war aber eigentlich zu dem noch kommenden ein Klacks. Den größten Teil der Wanderung verbrachten wir damit uns über Felsen zu winden und steile "Steinwände" hinaufzulaufen und zu krabbeln. Mit großem Rucksack auf dem Rücken war das auch gar nicht so einfach und muss von fern wie eine Krabbelgruppe ausgesehen haben. Aber mit erfahrenem Guide, der vor 2 Jahren den 6962m hohen Aconcagua (den höchsten Berg Südamerikas) bestiegen hat, hatte ich dennoch Hoffnung den Gipfel tatsächlich zu erreichen.
Auf halbem Weg zum Gipfel sind wir auf einmal einem der zwei Hunde vom Basiscamp begegnet. Mich würde echt mal interessieren, wie der den Weg zu uns gefunden hat. Nach 10 Minuten Begleitung war er aber plötzlich verschwunden und hörte auch nicht auf unsere Rufe.
Besonders die letzte Stunde vor dem Gipfel hatte es noch mal in sich. Rückblickend frage ich mich, wie wir die teils ziemlich steilen Felsen und Berghänge hinaufgekommen sind. Ich bin ziemlich froh, dass wir Orlando dabei hatten. Zum einen wusste er, wie man das scheinbar fast Unüberwindliche überwinden konnte und zum anderen gab er auch stets Hilfestellung, wenn man mal wieder ins Rutschen kam und damit wieder auf dem Weg nach unten war, oder einfach zu kurze Arme und Beine hatte.
Auf dem Gipfel waren wir nach 4 Stunden hartem Aufstieg aber an diesem Tag nicht die Ersten. Neben einer fünfköpfigen sehr jungen Wandergruppe erwartete uns schon ganz freudig wedelnd der Hund vom Basiscamp. Der kennt bestimmt eine Abkürzung ... Das nächste mal folge ich ihm den Berg hinauf ;-)
Zunächst haben wir unsere drei Zelte aufgebaut und damit unser 5-Sterne-Hotel in 2422mHöhe errichtet. Mein Zelt hatte übrigens Orlando getragen, da er scheinbar Angst hatte, dass ich ihm sonst unter dem Gewicht des Gepäcks zusammenbreche - seh ich den so "unkräftig" aus? (aber ich will mich ja nicht beschweren, wenn er schon so nett war).
Dann gab es süssen Wein von der anderen Gruppe und eine, trotz des nicht allzu tollen Wetters, wunderschöne Aussicht.
Leider wollte das Wetter nicht mehr lange mitspielen, so dass es bei kräftigem kaltem Wind und Nieselregen etwas ungemütlich wurde.
wir haben es geschafft
Der Hund, von welchem ich schon berichtet hatte, blieb die ganze Nacht bei uns und war auch ziemlich damit beschäftigt bei uns nach Essen zu betteln. Da wir ja alle eh zu viel mit hatten, ist er natürlich nicht verhungert.
Vom Vollmond haben wir in der ziemlich kalten Nacht leider kaum etwas gesehen und auch der vorherige Blick auf den Sonnenuntergang blieb uns verwehrt.
Deshalb ging es dann auch schon um 20Uhr in die wärmenden Schlafsäcke. Leider wollte meiner die ganze Nacht meine Füße nicht wärmen, so dass ich eigentlich nur noch dem Morgen entgegen fieberte.
Leider hatten wir auch einen Schnarcher dabei und der hat auch noch genau vor meinem Zelt geschlafen (wohlwissend, dass dort eine Salami vor sich hin duftet). Aber ich hatte ja meine Ohrenstöpsel die den schnarchenden Hund und die Windgräusche abdämpften.
6 Uhr bin ich aufgestanden und habe zugesehen, wie sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken kämpfte. Den Sonnenball habe ich auch für 5 Sekunden sehen können, aber ein Beweissfoto habe ich nicht geschafft zu schiessen. Begleitet wurde ich bei meinem morgendlichen SPaziergang auf dem Gipfel von unserem Hundefreund. Nicht mal bei meinem morgendlichen Toilettengang wollte er von mir weichen und musste anschliessend auch erst einmal beschnuppern, was ich den dort nasses gemacht habe :-)
Ziemlich bald waren statt den Bergen nur noch weiß-graue Wolken zu sehen, welche sich dann auch bald entleerten. Unser Abstieg wurde dementsprechend von starkem Wind und viel Wasser begleitet. Was aus steilen steinigen Berghängen wird, wenn man Wasser drauf tut, könnt ihr euch sicher vorstellen. Teils im Krebsgang vorwärts, teils rutschend udn auf dem Hosenboden schlitternd ging es sehr sehr langsam Bergab. Ehrlich gesagt, bin ich froh heil (mal abgesehen von den kleinen Schürfwunden) wieder unten angekommen zu sein. Für den Abstieg brauchten wir insgesamt mehr Zeit als für den Aufstieg, was sicher vor allem der ungünstigen Wetterlage zu verdanken war.
Im Basiscamp erfuhr ich, dass ich der dritte Deutsche bin, der vom Basiscamp zum Pico dos Marins aufgestiegen ist. Das ist doch auch mal eine tolle Sache und natürlich habe ich mich mit dem Zusatz Alemanha im Gästebuch verewigt.
Insgesamt kann ich sagen, dass es ein echtes Abenteuer war und sich auf alle Fälle gelohnt hat. Ob ich die Wanderung jedoch je wieder machen würde, weiß ich nicht. Die Klettereien fand ich ja noch ganz nett, aber über steile Steinhänge zu laufen, zu krabbeln oder zu rutschen war dann doch nicht mein Ding (dementsprechend sehen meine Hände jetzt auch etwas mitgenommen aus). Ich schätze das es um die 1000m Höhenmeter waren, die überwunden werden mussten.
(zwischendurch ging es aber auch ab
und zu erst einmal wieder runter) & leider
ist der Startpunkt auf dem Bild ein ganzes
Stück oberhalb vom eigentlichen Start
Und für die Insider aus meiner deutschen Trainingsgruppe: Ralfs berühmte "Grat"-wanderung in der Sächsischen Schweiz war doch eigentlich im Vergleich zum Pico dos Marins ganz angenehm. (Also Ralf solltest du je mal in Brasilien sein, lass dir diesen Gipfel nicht entgehen)
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3 Kommentare:
Ich habe ja ganz vergessen davon zu berichten, dass ich mich natürlich die ganze Wanderung fast ausschliesslich in Portugiesisch verständigen musste. Und ganz stumm sind wir deshalb nicht nebeneinander hergelaufen. Habe es doch mit meinem 1-Monats-Portugiesisch geschafft, mich einigermassen zu unterhalten.
By: Katja on 16. September 2008 um 17:08
Aha, jetzt kommentieren wir uns also schon selbst... ;-)
Glückwunsch zur Sprachbegabung!
By: Anonym on 17. September 2008 um 09:37
gut zu wissen ;-) ich hab mich die ganze Zeit beim Lesen gefragt, wie du dich wohl mit deinem bergführer verständigt hast...und siehe da! Ist doch klasse!
By: Unknown on 22. September 2008 um 20:46
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