Gestern bin ich das erste Mal in Brasilien Bus gefahren. Ihr fragt euch, wieso das so berichtenswert ist? Zunächst gibt es hier keine wahren Buspläne. Also irgendwie schon, aber die muss man erst einmal finden. An den Haltestellen gibt es zumindest keine & Haltestellen muss man sich sowieso selber suchen - mangels eines Streckenplanes. Durch das Internet und meine Mädels aus der WG (besonderen Dank an Fernanda, die für mich sogar noch die eine Buslinie angerufen hat) hatte ich irgendwann ein paar Zeiten von 2 Buslinien in die Städte Ano Bom & Maria da Fé. Dort wollte ich ja eigentlich gar nicht hin, sondern nur zu meinem neuen Sportclub. Deshalb habe ich von Fernanda auch noch zwei Sätze bekommen, zum fragen, ob der Bus dort hält & ob sie mir sagen können, wann ich aussteigen muss.
Carol verriet mir außerdem noch, wo ich eine Bushaltestelle finde.
Laut meines Wissens sollten 17:00, 17:15 und 17:20 Busse in meine Richtung fahren. Also war ich kurz vor 17Uhr an der Haltestelle.
Hier, zu eurer Belustigung, mein Gedankengang vor und während der Busfahrt:
An der Haltestelle standen ziemlich viele Leute - ich hoffte nur, dass diese nicht alle in meine Richtung mussten. Irgendwie kam ich mir blöd vor mit meinem Rucksack voller Trainingssachen - hatte man mir doch erst vor kurzem gesagt, dass man mich mit dem Rucksack aus 100m Entfernung als Nicht-Brasilianer erkennt. Dementsprechend schienen mich die Leute auch zu mustern. Besonders der eine etwas arm gekleidete Schwarze. Hier gibt es ja viele Schwarze, so dass das ja für mich nix besonderes mehr ist. Aber irgendwie störten mich seine Blicke. Ich kramte derweil erst einmal genügend Kleingeld zusammen, um wenigstens im Bus nicht negativ aufzufallen.
Irgendwie war es lustig Leute an der Haltestelle zu beobachten. Die meisten hatten die Ruhe weg und wahrscheinlich auch noch nie in ihrem Leben eine Armbanduhr ums Handgelenk. Zwei Schulkinder fingen an mit den achtlos auf eine Wiese geworfenen Abfällen zu spielen. Hmm, echt lecker. Natürlich sprach mich mal wieder ne Mutter an und wollte sich beklagen, dass es doch so kalt ist. Ich nickte nur grinsend und meinte "Sim, muito frio..." (Ja, sehr kalt...)
Von einem Bus war derweil nix zu sehen. Ich übte also noch einmal fleißig meine beiden Sätze, welche eigentlich ziemlich einfach waren. Nach 15 Minuten warten bekam ich die ersten Zweifel, ob ich auch an der richtigen Haltestelle stehe. Es kamen zwar eine Menge Busse hier vorbei, aber nicht meine. Aber ich erkannte Leute, die schon vor mir an der Bushaltestelle waren und mit irgendwas wollten die ja sicher auch fahren. Außerdem vertrieb ich mir die Zeit damit aus den wartenden Menschen Sportler, die eventuell ebenfalls zum Club fuhren, rauszufischen. Siehe da, dort hatte sogar einer eine Trainingsjacke von dem Club an.
17:30 kam endlich ein Bus Richtung Ano Bom. Leider stieg der Trainingsjackenmensch nicht ein. Dafür aber dutzende andere Menschen, so dass ich meine zwei Sätze lieber für mich behielt und hoffte, dass ich im richtigen Bus bin. Im Bus stürmte ich sofort zum Ende, da ich dort 2 Haltewunschknöpfe entdeckt hatte. Die Idee hatten aber irgendwie viele, so dass ich mir wie eine Ölsardine vorkam, welche sich in die letzte Ecke verkrochen hatte, um die Letzte zu sein, welche gegessen wird.
Der Bus schien dann erst einmal in meine Richtung zu fahren, hielt aber alle paar Meter an der vermeintlich nächsten Bushaltestelle. Mittlerweile hatte ich auch noch den berühmtberüchtigten Stop-Strick gefunden (der läuft durch den ganzen Bus, ungefähr da, wo oben die Haltestangen sind). Bloß dachte ich, dass es entweder den Strick gibt oder die Haltewunschknöpfe, wie in deutschen Bussen. Aber Kinder konnten doch gar nicht an diesen Strick kommen, also ist das bestimmt gar kein Stopstrick. Wenig später wurde ich eines besseren belehrt - ein Mädchen hüpfte Richtung Strick und wenig später stoppte der Bus an einem einzelnen Haus. Beim Losfahren an Haltestellen sind erstaunlicherweise die Türen noch halb offen, was mir doch ein wenig Angst bereitete - das nächste Mal stelle ich mich wohl nicht direkt an die Tür.
Mittlerweile hatte ich in dem völlig überfüllten Bus sogar "Sportler" entdeckt und meinte sogar welche schon mal in dem Club gesehen zu haben. Kurz vor dem Club (ich hatte auch schon erkannt, dass er gleich kommen müsste) riss jemand am Haltstrick und die erahnten Sportler und ich stiegen aus.
Puh geschafft, war doch alles gar nicht so schwer. Morgen dann auf ein neues Busabenteuer Richtung Clube Itajubense (http://www.clubeitajubense.com.br/index-site.html).
P.S.: Rückzu bin ich bei dem Schwimmtrainer im Auto mitgefahren, nachdem ich eine Stunde geschwommen bin und dann unter fachkundiger Anleitung (speziell auf meine Bedürfnisse zugeschnittenes) Krafttraining gemacht habe.
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