Lange hat der Beitrag zum Verkehr in Brasilien auf sich warten lassen. Schließlich musste ich ja auch erst einmal genügend Informationen und Erfahrungen sammeln.
zu Fuß:
Die billigste Variante, aber natürlich auch nicht die Variante um 1000 km zurück zu legen. In São Paulo haben die Fußwege ungefähr europäischen Standard. In Itajubá hingegen sind die Fußwege schrecklich. Erstens sind sie viel zu schmal, so dass man bei Gegenverkehr, oder langsamen Vorauslaufenden (was sehr oft vorkommt) auf die Straße ausweichen muss. Das benutzen der Straße als Fussweg ist in Itajubá im Allgemeinen kein Problem, da nicht allzu viel auf den Straßen los ist. Wenn man mal von der Hauptstraße absieht. Zweitens sind die Fußwege genauso wie die Straßen in Itajubá in einem sehr schlechten Zustand. Oft ist der Asphalt herausgebrochen oder es fehlen die Pflastersteine. Das laufen ist ein ständiges auf und ab, wobei man stets beachten sollte, wo man hin tritt. Ich bin schon mehrfach leicht umgeknickt...
Außerdem kommt es nicht selten vor, dass aus irgendeinem Grund der Fussweg gleich komplett belegt ist: zum einen sind die Straßenlaternen sehr ungünstig platziert, zum anderen stellt man auch gerne mal die Baucontainer oder Autos auf dem Fußweg ab.
ein Pferd wartet auf seine einkaufenden Besitzer
zu Pferd:
Dieses Transportmittel ist wohl eher etwas für die Ärmeren der Bevölkerung. Entweder reiten sie auf dem Pferd oder sitzen in einer Art Kutsche und lassen sich durch die Straßen ziehen. Genutzt werden sehr billige einfache Pferde, welche einfach auf irgendeine Wiese gestellt werden, wenn sie gerade nicht genutzt werden (so spart man sich natürlich auch die Kosten für die Ernährung des Pferdes). Vor meinem Haus werden zum Beispiel auf den Wiesen öfters Pferde abgestellt, so dass es auch passiert, dass eins der Pferde herrenlos auf der Straße herumläuft. Wenn die arme Bevölkerung nun also einkaufen- oder ausgeht, bleibt das Pferd samt Kutsche (unangebunden) vor dem Laden bzw. der Bar stehen. Die Pferde sind aber so willenlos, dass sie auch total brav stehen bleiben und auf ihren Besitzer warten. Ein für einen Europäer herrliches Bild in den meisten brasilianischen Kleinstädten. In
São Paulo findet man natürlich nicht wirklich Pferde, die durch die Gegend rennen.
ein einsames Pferd vor meinem Fenster
mit dem Auto:
Eines der beliebtesten Verkehrsmittel in Brasilien. Selbst für kurze Wege steigt man doch lieber ins Auto, als sich zu Fuß aufzumachen. Die Mehrheit fährt mit Alkohol (im Tank), was sich aber gerade auf langen Strecken nicht wirklich rentiert. Bei den Straßen gibt es von gut bis schlecht alles. Itajubá gehört zu letztgenanntem. Viele Straßen haben riesige Schlaglöcher. Und in Itajubá sind die meisten Straßen aus Kopfsteinpflaster. Ich habe mir erzählen lassen, dass der (mittlerweile abgewählte) Bürgermeister eine große Kopfsteinpflasterfabrik hat. Wen wundert's da noch...
Gerade zu abgelegenen Orten führen nur nicht asphaltierte Schotterpisten, ein Fahrvergnügen ganz anderer Art. An Schlafen ist auf solch einem Weg im Auto kaum zu denken, da man sonst ständig irgendwo im Auto an die Karosserie oder das Fenster kracht. Viele Leute fahren hier Jeep oder Pick-Ups, die auch solche Straßen ohne Probleme meistern.
eine typische Straße in Itajubá
mit dem Bus:
Innerstädtisch ist das öffentliche Verkehrssysteme unübersichtlich und schwer zu verstehen. Ich denke, es ist auch nicht gerade das Beste, aber wie gesagt, sieht man da halt auch nicht durch. Es gibt weder Pläne (ich spreche jetzt von Itajubá, aber in São Paulo war das ähnlich), wo Haltestellen sind, noch wo Buslinien langfahren. Mit großer Mühe findet man im Internet oder wenn man Glück hat am Busbahnhof oder einer großen Haltestelle Hinweise wann Busse fahren. Aber in der Regel steht an keiner Haltestelle etwas über die Busfahrzeiten. Wenn man einen Bus nehmen möchte, muss man die Hand rausstrecken, damit er auch anhält. Zum Anzeigen des Haltewunsches wird am Haltestrick gezogen hat. Da man natürlich keine Ahnung hat, wann man aussteigen muss (man weiß ja nicht, wo überhaupt Haltestellen sind), ist das eine komplizierte Sache mit dem wieder aussteigen. Am Besten sagt man dem Busfaher oder dem Geldkassierer (davon sitzt stets einer am Eingang des Busses) wo man aussteigen möchte.
Die Langstreckenbusverbindungen hingegen sind exzellent, auch wenn hier die Suche nach der Verbindung im Internet ewig dauert. Es gibt hauptsächlich drei Busklassen: Convencional, Semi Leito und Leito. Ersterer ist in der Regel ein einfacher Bus auf europäischem Niveau. Ein Leito-Bus ist ein sehr komfortabler Bus, in welchem man fast komplett liegen kann und auch Decke und teilweise Verpflegung bekommt. Diese Busse werden meist nachts eingesetzt und dienen - laut dem was ich bisher gelesen habe - auch sehr gut zum Schlafen. Ein Semi-Leito ist nicht ganz so luxuriös und ein Zwischending zwischen den beiden beschriebenen. Bisher bin ich, da ja maximal 6 Stunden unterwegs, nur mit Convencional Bussen gefahren und fande diese schon überaus komfortabel. Ich bin gespannt auf meinen ersten Leito-Bus, welchen ich in einer Woche mit Christian von
São Paulo nach Foz do Iguaçu nehmen werde.
eine Schotterpiste
mit dem Zug:
Der Zug ist in Brasilien ein Transportmittel, was nicht mehr so recht existiert. Es gibt nur sehr wenige noch vorhandene Zugstrecken für den Personenverkehr. Itajubá hat einen alten Bahnhof, aber keine Gleise mehr dazu. Mir wurde es so erzählt, dass die Politik Subventionen vergab, wenn man seine Eisenbahnstrecken zurückbaut. Damit sollte die Automobilindustrie in Brasilien angekurbelt werden. Weiterhin konnte man den Stahl der Schienen gewinnbringend verkaufen. In letzter Zeit versucht man aber wieder Bahnstrecken zu öffnen. Inwiefern das tatsächlich geschieht, keine Ahnung.
Natürlich gibt es außerdem Flugzeuge und Schiffe, welche ich aber mangels Erfahrung mit ihnen, hier nicht näher beschreibe. Achja und das Fahrradfahren. Naja bei den tollen Straßen könnt ihr euch bestimmt vorstellen, wie schön sich das fahren lässt. Besonders die Arme kommen hier mit einer Schüttelkur besonders zum Einsatz...
Und sicher wollt ihr alle wissen wie der Müll abgeholt wird: In großen Wagen, welche entweder von 1-2 Menschen (den "Müllmännern") oder einem Pferd gezogen werden. Ich habe aber auch schon einmal einen Mülltransporter gesehen. Wahrscheinlich hängt es davon ab, wo man wohnt.
Posted by:
Katja
Categories:
Bus,
Tiere,
Verkehr